Grünen-Chefin Roth kritisiert Bund der Vertriebenen

Grünen-Chefin Roth kritisiert Bund der Vertriebenen
Kurz vor dem Festakt zum 60. Jahrestag der "Charta der Heimat" hat die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, heftige Kritik am Bund der Vertriebenen (BdV) geäußert.

Durch die Entsendung zweier "absolut ungeeigneter" Vertreter in die Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" riskierten die Vertriebenen einen "Schwelbrand in den Beziehungen mit unseren östlichen Nachbarn", schreibt Roth in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag für den Onlinedienst der Berliner "tageszeitung". Roth warf den beiden Vertriebenen-Funktionären Arnold Tölg und Hartmut Saenger vor, sie bedienten sich Argumentationsmuster, "wie sie im Revanchismus und Rechtsextremismus weit verbreitet sind".

Der Bund der Vertriebenen begeht am Donnerstag in Stuttgart den 60. Jahrestag der "Charta der Heimat". Darin wird der Anspruch auf die verlorene Heimat festgehalten und zugleich ein friedliches Europa beschworen. Zu dem Festakt werden unter anderem Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) erwartet.

"Schlag ins Gesucht unserer Nachbarn"

Auch die nordrhein-westfälische Europaministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) hatte im Streit über den neu besetzten Rat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" den Rückzug von Tölg gefordert. "Wer solche Auffassungen vertritt, steht einer fairen Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte im Wege", sagte Schwall-Düren der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch). Tölgs Äußerungen zur Relativierung der Naziverbrechen seien "ein Schlag ins Gesicht unserer Nachbarn, die millionenfach Opfer des NS-Terrors geworden sind".

Der CDU-Politiker und baden-württembergische BdV-Vorsitzende Tölg hatte im Deutschlandfunk behauptet, der von Adolf Hitler ausgelöste Krieg habe den Ländern, die die Deutschen vertrieben haben, eine Chance gegeben, "die Deutschen loszuwerden". Saenger, Vizechef der hessischen BdV-Landesgruppe, hatte die alleinige Schuld Deutschlands am Ausbruch des Zweiten Weltkrieges angezweifelt.

Dokumentationsstätte in Berlin geplant

SPD, Grüne und die Linkspartei hatten bereits Anfang Juli bei der Berufung der Mitglieder durch den Bundestag ihren Protest gegen die beiden BdV-Vertreter formuliert und dem Wahlvorschlag für den Stiftungsrat nicht zugestimmt. Die Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" soll eine Ausstellung und eine Dokumentationsstätte in Berlin aufbauen, in der die Vertreibung der Deutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs im historischen Kontext des Nationalsozialismus dargestellt wird.

epd