"Es besteht Einigkeit darüber, dass jeder, der ein entsprechendes fünfjähriges Studium absolviert hat, den Titel Diplomingenieur führen darf", sagte der designierte Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, dem Magazin "Focus". Seine Hochschule hatte die Absicht bereits angekündigt und dafür auch Rückhalt beim sächsischen Kultusministerium erhalten.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte dazu der Nachrichtenagentur dpa: "Der Diplom-Ingenieur hat in der Welt einen sehr guten Ruf. Es ist deshalb ein Zeichen von Selbstbewusstsein, neben dem internationalen Master-Abschluss auch diesen Titel zu vergeben."
"Wir wollen den akademischen Grad Diplom-Ingenieur wiederhaben", sagte der Präsident des Zusammenschlusses der technischen Hochschulen und Rektor der RWTH Aachen, Ernst Schmachtenberg, der Deutschen Presse-Agentur in Aachen. Die TU9 wolle aber die Struktur der Bachelor- und Masterstudiengänge nicht antasten. Beim Titel müsse die Kultusministerkonferenz nachkorrigieren.
Das Diplom sei ein weltweit anerkannter Qualitätsbegriff wie das "Made in Germany" in der Industrie, sagte Schmachtenberg. "Wir sehen in dem Diplom-Ingenieur ein Label für die deutsche Ausbildung von Ingenieuren". Absolventen mit dem Titel hätten auf dem Arbeitsmarkt eindeutig einen Wettbewerbsvorteil. Der Master of Science unterscheide nicht mehr zwischen einem Physiker, Chemiker, Germanisten und Ingenieur. Der Berufsbezug sei in dem akademischen Grad nicht mehr erkennbar.
Universitäten prüfen Rückkehr zum Diplom
Die betroffenen Technischen Universitäten sind die RWTH Aachen, TU Berlin, TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU Dresden, Leibniz Universität Hannover, das Karlsruhe Institute of Technology, die TU München und die Universität Stuttgart.
Müller-Steinhagen sagte, diese neun TU's wollten auch in anderen Fächern die Rückkehr zum Diplom prüfen. Entscheidend sei, ob der traditionelle Abschluss den Absolventen Vorteile verschaffe. Als künftiges, bundesweites Modell regte der designierte Rektor an, fünfjährige Diplom-Studiengänge parallel zum Bachelor/Master-Studium anzubieten. Er zeigte sich überzeugt, dass dann der größte Teil der Studierenden das Diplom wählen würde.
Ein Diplom-Studium ist von vornherein auf fünf Jahre angelegt. Ein zweijähriges Master-Studium baut auf das dreijährige Bachelor-Studium auf und kann erst nach erfolgreicher Bachelor-Prüfung begonnen werden. Der TU Dresden zufolge ist das Diplom-Studium deshalb flexibler.