Duisburgs OB Sauerland lehnt Verantwortung weiter ab

Duisburgs OB Sauerland lehnt Verantwortung weiter ab
Auch gut vier Tage nach der Loveparade will keiner für die inzwischen 21 Toten verantwortlich sein. Duisburgs OB Sauerland sagt, er habe keine Genehmigung unterschrieben. Die Stadt sieht die Schuld bei der Polizei. Und die Landesregierung attackiert Veranstalter Schaller.

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland kämpft weiterhin gegen die heftigen Vorwürfe nach der Katastrophe bei der Loveparade. Der CDU-Politiker besteht darauf, keine Genehmigung für die Techno-Party unterschrieben zu haben. "Das ist gar nicht der Job des Oberbürgermeisters, Genehmigungen zu unterschreiben", sagte er der "Bild"-Zeitung (Donnerstag).

OB Sauerland lehnt Rücktritt weiterhin ab

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte der "Rheinischen Post" (Donnerstag): "Der Duisburger Oberbürgermeister und die Verantwortlichen in der Stadtspitze werden sich letztendlich der politischen Verantwortung stellen müssen." Einen Rücktritt lehnt Sauerland aber weiter ab.

"Persönliche Verantwortung kann es nur geben, wenn es ungerechtfertigte Eingriffe in den Prozess gegeben hätte. Diese gab es aber nicht", sagte Sauerland den Zeitungen der "WAZ"-Mediengruppe (Donnerstag). Er klebe nicht an seinem Stuhl, sondern wolle helfen, die Katastrophe aufzuklären. Der "Bild" sagte er: "Danach entscheide ich über persönliche Konsequenzen."

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) zeigte sich am Mittwochabend in den ARD-"Tagesthemen" überzeugt, dass die Ermittlungen in Strafverfahren münden würden. "Da wird natürlich der Staatsanwalt auch die Rolle der Stadt Duisburg da zu prüfen haben." Die Verantwortung für die inzwischen 21 Todesopfer der Massenpanik am vergangenen Samstag sieht Jäger indes bei Loveparade-Chef Rainer Schaller. Der gab sich am Abend zurückhaltend. Jägers Vorwürfe gegen ihn müssten nun sehr genau geprüft werden, teilte Schaller der Nachrichtenagentur dpa mit.

Jäger betonte: "Ausschließlich der Veranstalter ist für die Sicherheit der Menschen in dem Veranstaltungsraum zuständig - niemand anderes." Aufgabe der Polizei sei gewesen, außerhalb des Veranstaltungsgeländes am früheren Güterbahnhof für Sicherheit zu sorgen. Die Polizei habe verhindert, dass es nicht noch mehr Tote und Verletzte gab.

In der Nacht zum Mittwoch hatte sich die Zahl der Toten auf 21 erhöht. Eine 25-Jährige aus Heiligenhaus bei Essen starb im Krankenhaus. Damit kamen bisher 13 Frauen und 8 Männer im Alter von 18 bis 38 Jahren ums Leben. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt.

Bei den gegenseitigen Schuldzuweisungen legte auch der Duisburger Baudezernent Jürgen Dressler nach. Ähnlich wie zuvor bereits Schaller machte er die Polizei für das Desaster verantwortlich. "Der Tunnelbereich gehörte zum öffentlichen Raum außerhalb des Veranstaltungsgeländes. Für die Sicherheit im öffentlichen Raum ist die Polizei zuständig", sagte Dressler der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Dresslers Behörde war für die Genehmigung der Loveparade in Duisburg zuständig.

Trauerbeflaggung zur Gedenkfeier

An diesem Samstag - eine Woche nach der Katastrophe - sollen die Fahnen in Deutschland auf halbmast wehen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ordnete zur Gedenkfeier Trauerbeflaggung an. Der ökumenische Gottesdienst findet um 11 Uhr in der Duisburger Salvatorkirche statt. Wegen des erwarteten Andrangs werden vor der Kirche Lautsprecher aufgestellt. Neben Bundespräsident Christian Wulff hat sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angekündigt.

Bereits am Mittwochabend gedachten Fußballfans der Opfer. "Wir sind tief traurig, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Toten, denen wir unser Beileid und Mitgefühl aussprechen", sagte der Kapitän des MSV Duisburg, Ivica Grlic, vor einem Testspiel gegen den VfL Bochum. Die Partie endete 1:1 und wurde vor 3.000 Zuschauern in aller Stille im Duisburger Stadion ausgetragen.

dpa