"Wir prüfen derzeit, ob wir uns auf die Berliner Frequenz bewerben", sagte der Geschäftsführer des Senders, Matthias Gülzow, am Freitag dem epd. Die übrigen Frequenzen seien für ihn "zunächst nicht interessant". Der Medienrat der MABB hatte im Mai beschlossen, die bisher von Radio Paradiso genutzten UKW-Frequenzen in Berlin und Brandenburg ab Dezember an den Sender Oldiestar zu vergeben. Zur Begründung hieß es, der Medienrat habe den Sender mehrfach auf Defizite im Programm hingewiesen. So habe es unter anderem an theologischen Beiträgen gemangelt.
Gülzow hatte bereits rechtliche Schritte gegen die Entscheidung der MABB angekündigt. Am Freitag sei nun die Klage gegen den Lizenzentzug beim Berliner Verwaltungsgericht eingereicht worden. "Wir haben zudem vorläufigen Rechtsschutz beantragt, um die Frequenzen so lange weiter nutzen zu können, bis die Gerichte entschieden haben", sagte Gülzow.
Zeit bis Ende August
Paradiso und andere Programmveranstalter haben bis zum 25. August Zeit, sich auf die neu ausgeschriebenen Frequenzen zu bewerben. Mit der Ausschreibung der Berliner Frequenz 101,9 MHz sucht die Medienanstalt einen Nachfolger für das Berliner Jazz Radio. Der Sender gehört wie Paradiso zum Verbund "Radiohaus Berlin", den Gülzow leitet. Das Jazz Radio hat Insolvenz angemeldet und ist nach Einschätzung des Insolvenzverwalters nicht mehr zu retten, wie Gülzow dem epd sagte.
Eine der drei ausgeschriebenen Brandenburger Frequenzen wird aktuell gar nicht genutzt, zwei davon hat derzeit noch der WDR-Sender Funkhaus Europa belegt, der im Sendegebiet des RBB das eingestellte Radio Multikulti ersetzt. RBB-Sprecher Ralph Kotsch sagte: "Wir werden uns darauf nicht erneut bewerben." Die jüngste Media-Analyse habe ergeben, dass in Brandenburg lediglich 0,1 Prozent der Hörer Funkhaus Europa einschalteten.
Seit 1997 auf Sendung
Radio Paradiso ging 1997 auf Sendung. Hauptgesellschafter sind die Evangelische Darlehnsgenossenschaft und das Berliner Immanuel-Krankenhaus. Die EKD Media, die ebenfalls Anteile hält, gehört zu 60 Prozent der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zu 40 Prozent dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Das GEP trägt unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).