TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Vergewaltigt" (WDR)

TV-Tipp des Tages: "Polizeiruf 110: Vergewaltigt" (WDR)
Ein Flirt beim Dorffest, ein bisschen „Dirty Dancing“, tiefe Blicke: Für manchen Mann genügt das als Vorspiel völlig. DEr Einstieg in sein Auto - eine Aufforderung zum Sex?
21.07.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Polizeiruf 110: Vergewaltigt", 22. Juli, 20.15 Uhr im WDR

Wenn eine Frau freiwillig in sein Auto steigt, ist das in den Augen mancher Männer so gut wie eine Einwilligung zum Sex. Weil es nach der Vergewaltigung aber keinerlei Spuren von Gewalt gibt, kann der Mann alles abstreiten; die junge Frau (Anna Maria Mühe) fühlt sich ein zweites Mal erniedrigt.

Ein heikles Thema, das dieser "Polizeiruf 110" aus Brandenburg anpackt. Getreu der Maxime, alle Männer seien Schweine, wird prompt ein stilles Einvernehmen zwischen dem Täter (Harald Schrott) und dem zuständigen Staatsanwalt (Devid Striesow) unterstellt. Dabei ist er ohne Beweise für die Tat schlicht machtlos. Eigentlich schade zudem, dass die Schuld außer Frage steht: Da Schrott den Vergewaltiger Göber durchaus sympathisch anlegt, wäre es reizvoll gewesen, wenn man als Zuschauer nach und nach die Risse in der glatten Fassade entdecken könnte. Doch Autor Stefan Kolditz und Regisseur Christian von Kastelburg hatten anderes im Sinn.

Deshalb ist der Fall von vornherein klar, deshalb muss auch ein zweites Opfer Göbers vergeblich vor den Staatsanwalt treten, deshalb wird Göbers Freund, der die Tat deckt, auf ziemlich drastische Weise seiner Männlichkeit beraubt. Immerhin sorgt Horst Krause als Polizeihauptmeister Krause wieder für einige Schmunzler.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).