Früher trat man sein Amt an mit "Gottes Hilfe", neuerdings verlässt man es auch mit Hilfe der Bibel. Kaum hat sich schon die zweite Bischöfin mit ihrer Lieblingsbibelstelle verabschiedet – nachdem Margot Käßmann von "Gottes Hand" gesprochen hat, lobt Maria Jepsen "des Fußes Leuchte" –, verleiht auch der Bürgermeister von Hamburg seinem Rücktritt biblische Töne. "Alles im Leben hat seine Zeit", zitiert Ole von Beust das Buch Prediger – und tschüss. Die Staatsbürgerin erschrickt. Zumindest der Teil Staatsbürger, der gerade nicht auf Sylt weilt, sondern bei 35 Grad im Büro betet, dass nicht etwa weitere Führungskräfte im Urlaub die Bibel lesen und nach passenden Rücktrittsstellen suchen.
Hallo, da steht auch ganz viel von Arbeiten und Weitermachen drin! Vorsorglich folgende drei Lesetipps für den Strand: Erstens das Buch Prediger – bitte zu Ende lesen! "Alles im Leben hat seine Zeit", da ist im Weiteren die Rede von "pflanzen und ausrotten, brechen und bauen, Steine zerstreuen und Steine sammeln". Man blättere weiter zu Jesaja 40, Vers 29, den offenbar auch Jogi Löw übers Wochenende studiert hat: "Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden." Nicht matt werden! Und für alle Urlaubsrückkehrer Prediger 9, Vers 9: "Brauche das Leben mit deinem Weibe, denn das ist dein Teil im Leben und in deiner Arbeit, die du tust unter der Sonne." Arbeiten! Unter der Sonne! Na also, geht doch.