"Mit Herz und Handschellen Todfeinde", 21. Juli, 20.15 Uhr auf Sat.1
Ganz schön dreist: Mit dem Hinweis auf eilige Ermittlungen in einem Mordfall drängeln sich Nina Metz und Leo Kraft bei einer Wohnungsbesichtigung vor. Es gibt zwar noch gar keinen Toten, aber das wird erfahrungsgemäß nicht mehr lange dauern: „Kein Samstag ohne Leiche.“ Und so stürzt kurz drauf ein Hausmeister vom Dach. Der allseits unbeliebte Grantler wird das Opfer eines infamen Plans: Jemand hat erst das Kabel der Satellitenschüssel durchtrennt und dann das Dachdeckerbrett angesägt. Dringend verdächtig ist die gesamte Hausgemeinschaft, denn der Hausmeister war regelrecht verhasst. Unterm Parkett findet sein Sohn (David Rott) sogar eine Akte mit pikanten Informationen über die Mieter. Außerdem findet er bündelweise Bargeld, aber das händigt er der Polizei nicht aus. Auch ohne den Sohn findet das Ermittler-Duo (Elena Uhlig und Henning Baum) allerdings bald heraus, dass der Hausmeister Teil einer Bande war, die Juweliere überfallen hat. Aber seinen Tod erklärt das nicht.
Wie stets in den Geschichten mit dem schwulen Kommissar und seiner unglücklich verliebten Kollegin ist die private Ebene mindestens genauso wichtig wie die Lösung des Falls. Nina wohnt in Leos Haus, was seinem Freund Bernd (Holger Stockhaus) nicht sonderlich behagt. Während die Kombination der Erzählebenen in den beiden anderen Filmen der Reihe nicht immer harmonisch wirkt, gelingt sie diesmal ausgezeichnet (Buch: Michael Illner). Ninas Wohnungssuche wird sogar Teil des Falls, weil sie auf diese Weise doppelten Grund hat, mit den Mietern (unter anderem Bernadette Heerwagen, Max Tidof) ins Gespräch zu kommen. Und beim clever eingefädelten und spannend inszenierten Finale (Regie: Thomas Nennstiel) spielt Pilot Bernd sogar eine entscheidende Rolle: Sein riskanter Einsatz per Hubschrauber verhindert, dass es in dieser Rachegeschichte einen weiteren Toten gibt.
„Todfeinde“ ist nicht zuletzt wegen der deutlich komplexeren Geschichte ohnehin der beste der drei Filme, die Sat.1 nach Beendung der Serie „Mit Herz und Handschallen“ vor einigen Jahren hat produzieren lassen. Neben der überzeugenden Krimi-Story sorgt Michael Illners sorgfältiges Drehbuch immer wieder für witzige Einfälle. Aushalten muss sie erneut der Kollege Wacker (Jannis Spengler), der sich beim unvorsichtigen Hantieren mit der Dienstwaffe beinahe selbst erschießt, später aber mit kurzerhand beim Neffen entwendeten Legosteinen, Playmobil-Figuren und Schlümpfen auf wunderbare Weise den Tathergang rekonstruiert.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).