Enttäuschung und Krawalle nach Niederlage im WM-Endspiel

Enttäuschung und Krawalle nach Niederlage im WM-Endspiel
Bestürzung, Tränen, Fassungslosigkeit: In der 116. Minute brachte der unhaltbare Torschuss des Spaniers Andrés Iniesta auf Hollands Fanmeilen die Stimmung auf den Nullpunkt.
12.07.2010
Thomas Burmeister

Allzu lange dürfte die Erschütterung der Niederländer über ihre dritte Niederlage in einem WM-Finale allerdings nicht anhalten. Königin Beatrix wird die Oranje-Elf zu einer Huldigung empfangen, wie sie kurz vor dem Anpfiff mitteilen ließ - mit dem ausdrücklichen Hinweis, der Empfang erfolge unabhängig vom Spielausgang.

Zum dritten Mal sind die Niederlande nun Vizeweltmeister - das wurde zwar durchaus noch ein wenig gefeiert, aber deutlich verhaltener als noch vor kurzem der Sieg im Halbfinale gegen Uruguay. Von Groningen im Norden über Amsterdam, Den Haag und Rotterdam bis Maastricht im Süden schien - trotz einiger Autokorsos und Oranje-Gesänge - die Enttäuschung darüber zu überwiegen, dass es die «Elftal» wieder nicht bis aufs oberste Treppchen geschafft hat.

Ausgelassener jubelten zahlreiche spanischen Fans. Unter anderem im Restaurant «Pata Negra» in Amsterdam feierten sie laut singend den Sieg - und stießen auch auf das Tintenfisch-Orakel Paul in Deutschland an, der den Triumph der Spanier korrekt vorhergesagt hatte. Was man von den Niederländern auf dem Spielfeld nicht immer erlebte, erwiesen in Amsterdam einige Oranje-Fans den feiernden Spaniern - sportliche Fairness. Vor dem «Pata Negra» verbeugte sich ein als orangener Löwe verkleideter Mann und rief: «Ihr wart die Besseren!».

Viele niederländische Fans trösteten sich damit, dass ihr Team immerhin zum ersten Mal nach 32 Jahren wieder in einem WM-Finale gekämpft und nur knapp verloren hatte. Unweit der größten Fanmeile des Landes - am Museumsplein in Amsterdam - mit mehr als 100.000 Besuchern gingen ein paar Feuerwerkskörper hoch. Hier und da wurden noch orangene Vuvuzelas geblasen, von denen so manche vorher noch als Biertrichter verwendet worden waren. Aber das war dann auch schon fast alles an Freudenäußerungen über den Vize-Weltmeistertitel.

Nahezu untröstlich war die Stimmung im südniederländischen Meerssen, dem Heimatort von Oranje-Trainer Bert van Marwijk. Rund 2.000 Einwohner der Gemeinde hatten das Finale auf dem Marktplatz auf einer Videowand verfolgt. Gleich nach dem Abpfiff löste sich die Menge auf. «Wir haben nichts zu feiern», sagte ein Gast in Van Marwijks Stammlokal «Café de Keizer». Dennoch gingen Kommentatoren davon aus, dass die Niederländer sich rasch von dem Schock, wieder kein WM-Gold erreicht zu haben, erholen und zu ihrem Oranje-Team stehen würden: Immerhin ging Königin Beatrix mit gutem Beispiel voran - und bügelte damit den etwas desolaten Eindruck aus, den ihr Sohn Kronprinz Willem-Alexander vor laufenden Fernsehkameras auf der Tribüne des Stadions Soccer City in Südafrika machte.

In den Niederlanden sind nach der knappen WM- Niederlage Fußball-Partys in einigen Städten in Krawalle und Schlägereien ausgeartet. Dutzende Randalierer wurden vorrübergehend festgenommen. Insgesamt sei die Nacht zum Montag aber trotz weit verbreiteter Enttäuschung der Fans über das 0:1 der Oranje-Elf gegen Spaniens «La Roja»-Team «weitgehend problemlos verlaufen», sagte ein Polizeisprecher.

In Den Haag gingen Polizisten im Stadtzentrum gegen rund 200 Randalierer vor. 40 wurden kurzzeitig festgenommen. Einige Dutzend Festnahmen gab es auch in anderen Städten, darunter in Den Bosch, Maastricht und Venlo. Die Lage habe sich jedoch rasch wieder beruhigt. Hunderttausende seien von den Fanmeilen - darunter fast 180.000 Menschen auf dem Museumsplein in Amsterdam - ohne nennenswerte Zwischenfälle nach Hause zurückgekehrt.

dpa