TV-Tipp: "Und ewig schweigen die Männer" (3sat)

TV-Tipp: "Und ewig schweigen die Männer" (3sat)
Wenn Männer in den zweiten Frühling kommen: Eines Tages packt Theo seine Sachen, lässt die Gattin sitzen und zieht, da er sich’s ja leisten kann, in ein Luxushotel.
15.06.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Und ewig schweigen die Männer", 17. Juni, 20.15 Uhr auf 3sat

Da braust er dahin, der gute Theo, unter sich die neue Harley, hinter sich die neue Freundin. Dazu erklingt nicht etwa das eigentlich unvermeidliche "Born to be Wild" von Steppenwolf, sondern André Hellers wehmütig-aufmüpfiges Lied "Für immer jung"; und spätestens jetzt kann man ihn verstehen, den vermögenden Wiener Finanzberater (Andreas Vitásek), der gerade 51 geworden ist und es noch mal wissen will.

Mit Susanne Lothar und Sigrid Spörk

Ulli Schwarzenberger erzählt ihre Geschichte überraschend objektiv; und das ist noch freundlich formuliert. Frauen kommen in die Wechseljahre, Männer in den zweiten Frühling: In den populären Ratgebern für die reife Leserin klingt das immer ganz anders. Die erst verschmähte und dann verlassene verblühte Ehefrau Dani (Susanne Lothar) ist keineswegs automatisch Sympathieträgerin; selbst wenn Zuschauerinnen unwillkürlich eher auf ihrer Seite sein werden. Aber Theo ist auch alles andere als ein Unhold. Allenfalls sein hartnäckiges (und titelgebendes) Schweigen kann gegen ihn verwandt werden: Eines Tages packt er seine Sachen, lässt die Gattin sitzen und zieht, da er sich’s ja leisten kann, in ein Luxushotel. Weil gleichzeitig die halb so alte Kellnerin Sandra (Sigrid Spörk) nach dem Märchenprinzen sucht, finden sich zwei, die überhaupt nicht zusammen passen. Mehr als Sex spielt sich dann auch nicht zwischen ihnen ab; ein Besuch bei Theos Eltern endet mit einem Eklat.

Leichtfüßige Tragikomödie

Xaver Schwarzenberger, Ex-Mann der Autorin und wie immer auch für die Kamera zuständig, inszeniert die überschaubare Handlung recht zurückhaltend; modernstes Gestaltungselement ist der geteilte Bildschirm bei Telefonaten, und diesen Einfall hatte der Österreicher wahrlich nicht als erster. Trotzdem ist die Tragikomödie eines eher bedauernswerten als lächerlichen Mannes geradezu leichtfüßig, zumal Vitásek seinen Eheaussteiger mit einer Menge Melancholie versieht. Vitalste und frechste Figur des Films ist ohnehin Danis Mutter Lena; nie würde man glauben, dass Nadja Tiller über achtzig ist. Und am Ende, drei Minuten vor Schluss, darf auch noch Walter Giller (als Lenas geschiedener Mann) auf die Bühne. Der gemeinsame Auftritt des seit über fünfzig Jahren verheirateten Traumpaars ist ein schöner Gegenentwurf zur mitleidlosen Trennungsgeschichte: Als Theo schließlich wieder zur Besinnung kommt, ist es für eine Rückkehr zu spät.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).