Welthungerhilfe gegen Abzug aus Afghanistan

Welthungerhilfe gegen Abzug aus Afghanistan
Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, hat sich gegen einen sofortigen Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan ausgesprochen. Ohne Stärkung des Militärs und der Polizeistrukturen könne die Entwicklungsarbeit in dem Land nicht gewährleistet werden, sagte die SPD-Politikerin bei der Vorstellung des Jahresberichts 2009 in Berlin.

"Sicherheit ist immer auch Voraussetzung für Entwicklung und Bildung", sagte Dieckmann, die in der vergangenen Woche zusammen mit Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) Afghanistan besucht hat. Klares Ziel der Welthungerhilfe sei es, die zivilgesellschaftlichen Strukturen in dem Land sowie die lokalen Behörden und die landwirtschaftliche Entwicklung zu stärken.

Schwerpunkt der Welthungerhilfe sei zunehmend die Arbeit in sogenannten fragilen Staaten. Mehr als die Hälfte der finanziellen Unterstützung im vergangenen Jahr sei für schwache Staaten wie Afghanistan, den Sudan, Kongo und Haiti ausgegeben worden. In diesen Ländern leisteten Hilfsorganisationen einen wichtigen Beitrag, um langfristig zur Stabilisierung der Staaten beizutragen, sagte Dieckmann.

Haiti wurde ausgebeutet

"Wir haben in Haiti erlebt, welch dramatische Auswirkungen eine Naturkatastrophe haben kann, wenn sie einen Staat trifft, der schon vorher kaum funktionierte", erklärte Dieckmann weiter. Anfang des Jahres kamen bei einem Erdbeben in dem Karibikland schätzungsweise mehr als 200.000 Menschen ums Leben. Bereits vorher sei Haiti über Jahrzehnte von einer "repressiven Kleptokratie" ausgebeutet worden, sagte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Wolfgang Jamann.

Nach dem Erdbeben sei die Handlungsfähigkeit der Regierung "auf nahe Null" gesunken. Zur Stabilisierung des Landes sei daher neben Zeit und Geduld auch der Aufbau von eigenständigen Strukturen sowie eine langfristige Finanzierung notwendig. "Auf dem Land müssen jetzt Arbeitsplätze geschaffen werden, um dort dauerhafte Perspektiven aufzubauen", sagte Jamann.

Private Spenden zurückgegangen

Im vergangenen Jahr gingen die privaten Spenden für die Welthungerhilfe um 13,5 Prozent zurück. Insgesamt kamen rund 32 Millionen Euro zusammen, fünf Millionen weniger als im Vorjahr. Grund hierfür sei die hohe Spendenbereitschaft im Jahr 2008 gewesen, als der Wirbelsturm "Nargis" große Teile Birmas verwüstete, erläuterte Jamann. Zusätzlich zu den privaten Spenden erhielt die Organisation 2009 rund 101 Millionen Euro an öffentlichen Zuschüssen.

epd