Nach den großen Spaltungen in die Ost- und Westkirche im Jahr 1054 sowie der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert versteht sich die Ökumene der Neuzeit als christliche Erneuerungsbewegung. Bereits im 19. Jahrhundert schlossen sich Kirchen einzelner Konfessionen auf Weltebene zusammen. Große Bedeutung für die Einigungsbemühungen der Kirchen hatten der 1895 gegründete Christliche Studentenweltbund sowie die Evangelische Allianz von 1846.
Die moderne Ökumene-Bewegung fand ihren ersten Kristallisationspunkt 1910 im schottischen Edinburgh. Auf der dortigen Weltmissionskonferenz einigten sich die Kirchenvertreter auf die Hauptziele der Ökumene: Die Suche nach der Einheit der Kirchen, die Verpflichtung zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit sowie die Evangelisierung der Menschheit.
Weltkirchenrat entstand 1948
In der Folge wurde 1921 der Internationale Missionsrat gegründet. 1925 fand die erste Weltkonferenz für Praktisches Christentum (Life and Work) und 1927 die Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung (Faith and Order) statt. Diese Bewegungen mündeten in den 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen mit Sitz in Genf. Heute steht der konziliare Prozess der Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung im Vordergrund der ökumenischen Arbeit. Hinzu kam zudem der Dialog mit anderen Religionen.
Dem Ökumenischen Rat der Kirchen gehören heute nach eigenen Angaben mehr als 560 Millionen Christen in 349 Kirchen, Denominationen und kirchlichen Gemeinschaften aus über 110 Ländern an. Zu ihnen zählen orthodoxe Kirchen, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen, sowie viele vereinigte und unabhängige Kirchen. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied im Weltkirchenrat, arbeitet jedoch bei einzelnen Programmen mit.