Gottes Mühlen mahlen langsam, heißt es. Doch Geduld – damit sind ja gerade die Deutschen offensichtlich nicht gesegnet, wenn man mal so auf die hoch emotional besetzte geschwindigkeitsbegrenzungsfreie deutsche Autobahn schaut. Vielleicht sind unsere „Mühlen“, wie manche wohl ihre alten Autos nennen (zu meinem Wortschatz gehört das jetzt eher nicht), einfach zu schnell für Gott? Haben wir den Heiligen Geist hinter uns gelassen? Der alte Schleicher ist halt viel zu langsam, weht mal hier, mal dort, wie er will. Wer kann da schon ruhig bleiben? Jemandem entspannt hinterherzufahren, fällt uns oft schwer. Vielleicht sollten wir öfter mal akzeptieren, dass wir nicht immer die Führung übernehmen müssen? Mal auf eine langsamere Mühle wechseln?
Ja, und dann wäre da noch dieser Spruch „Fahre nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann“. Wobei mir noch niemand sagen konnte, wie schnell so ein Schutzengel tatsächlich ist. Vielleicht gibt es da ja auch unterschiedliche Engelgeschwindigkeitsstufen. Sollte man mal wissenschaftlich untersuchen. Oder was, wenn unsere Schutzengel manchmal tatsächlich überfordert sind, weil wir zu schnell unterwegs sind – physisch, emotional oder spirituell? Gibt es eigentlich so was wie eine Auffangstation für frustrierte Schutzengel, die mit der Schnelligkeit der Welt nicht mehr zurechtkommen?
Möglicherweise beten wir ja auch einfach zu schnell. Vielleicht kommt der Heilige Geist da nicht mehr mit. Wie wäre es mit einer neuen „Slow-Spirituality-Bewegung“? Beten, ohne ständig auf das Ergebnis zu drängen, in den Gottesdienst gehen, ohne auf die Uhr zu schauen, oder einfach mal in der Stille verweilen, statt ständig nach Antworten zu suchen. Beten auf der Überholspur – so geht das halt nicht. Da kommt der Heilige Geist nicht mehr mit.
Dabei liegt die Lösung so nahe: Eine Kirche auf La Palma hat einfach ein Überholverbot eingeführt! Ja, ganz genau. In der Kapelle Ermita de la Virgen del Pino hängt im Altarbereich ein großes, unübersehbares Schild: Überholverbot!
Gut, wenn wir ehrlich sind, dann war das wohl angesichts der weiteren angebotenen Sprachen lediglich ein kleiner Übersetzungsfehler. „No pasar“ oder Englisch „no passing“ heißt dann doch eher „kein Durchgang“ als „Überholverbot“. Und wer ist laut Apostelgeschichte 2 für Fremdsprachenübertragungen zuständig? Genau: Der Heilige Geist! Da hatte er es wohl ein bisschen zu eilig mit der Übersetzung.
Also – einfach mal alles mit etwas mehr Ruhe angehen. Und überholen Sie nicht Ihren eigenen Schutzengel. Das ist verboten. Jedenfalls auf La Palma.