Nächste Woche ist Weihnachten!

KInd am Weihnachtsbaum
epd-bild/Maike Gloeckner
Venezuela
Nächste Woche ist Weihnachten!
Der autoritäre und eigentlich abgewählte Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro, verlegt mal eben den Weihnachtstermin

Haben Sie schon die Weihnachtsgeschenke beisammen? Wenn nicht: Jetzt aber schnell! Denn am 1. Oktober ist es soweit: Stille Nacht, heilige Nacht! Am 1. Oktober? Ja genau, jedenfalls in Venezuela.

Dort hat Präsident Maduro die Wahlen nach der Überzeugung vieler Staaten eindeutig verloren, aber er bleibt einfach trotzdem im Amt. Sein Gegenkandidat und eigentlicher Wahlsieger, Edmundo González, hat das Land inzwischen verlassen. Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden, die Zukunft Venezuelas ungewiss.

Maduro versucht in der Zwischenzeit, die Wogen zu glätten und die Bevölkerung vergessen zu lassen, was geschehen ist. Und was macht man, um das Volk zu besänftigen? Klar: Weihnachten feiern! Hatte in Corona-Zeiten auch schon super funktioniert. Schon zweimal hatte Maduro das Weihnachtsfest einfach auf einen Termin im Oktober verlegt, also warum nicht auch dieses Jahr? Zumal die Weihnachtszeit in Venezuela traditionell mit dem Verteilen von Geschenken an die Armen verbunden ist. Die kriegen dann schon mal eine Schweinshaxe vom Staat, das hilft, um sie ruhig zu halten. Schon die Engel riefen schließlich: „Friede auf Erden!“ Und der Vorwurf Lenins, Religion sei „Opium für das Volk“, um die Bevölkerung einzulullen, trifft bei so einer Aktion leider voll ins Schwarze. Nur, dass es kein Opium ist, sondern Schweinshaxe.

Ob es diesmal reicht, dass (deutsches) Erntedankfest und (venezolanische) Weihnachten nahezu zusammenfallen? Was sagen eigentlich die Kirchen in Venezuela dazu, dass sie einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden? Und, na ja, möglicherweise eine typisch deutsche Frage: Wie soll eigentlich das Kirchenjahr weitergehen? Statt dem 21. Sonntag nach Trinitatis irgendwann der 21. Sonntag nach dem Weihnachtsfest?

Eigentlich ist es ja egal, wann wir Jesu Geburtstag feiern. Das wirkliche Datum seiner Geburt weiß sowieso niemand. Der Tag der Wintersonnenwende, also der Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder länger und die Nächte wieder kürzer werden, ist halt ein hervorragender Termin dafür, die Geburt des „Lichts der Welt“ zu feiern, aber auch das gilt ja nur auf der Nordhalbkugel. In Venezuela, nahe am Äquator, dürfte der Unterschied sowieso marginal sein, also ist es letzten Endes egal, wann sie Weihnachten feiern. Und ich muss gestehen: Auch in meiner ehemaligen Gemeinde haben wir schon mal einen Weihnachtsgottesdienst Ende Oktober gefeiert – allerdings, um die Lebkuchladisierung Deutschlands ab Mitte August zu thematisieren und darüber nachzudenken, wie wir mit Vorfreude umgehen und damit, dass alles seine Zeit hat. Hat damals große Wellen geschlagen, ich bekam erzürnte Briefe aus Österreich genauso wie aus Hamburg. Heute gäbe es wahrscheinlich einen Shitstorm auf Social Media, weil sich niemand damit auseinandergesetzt hätte, was wir eigentlich bezweckten mit der Aktion.

Aber Weihnachten, das Fest der Menschwerdung Gottes, um das Volk ruhig zu halten? Das finde ich dann doch einen ziemlichen Missbrauch dieses schönen Festes.

Ich wünsche den Menschen dort ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest, auch im Oktober. Und hoffe, dass sie sich nicht davon abbringen lassen, sich für die Demokratie einzusetzen. Friede auf Erden – auch in Venezuela!