Coworking-Spaces: Ein schon gar nicht mehr so neuer Trend in einer Zeit, in der viele Menschen mehr oder weniger alleine vor sich hin werkeln. Statt einsam zu Hause am Laptop zu hocken, mieten sie sich in einem in der Regel sehr gut ausgestatteten Büro ein – für eine Stunde, einen Tag, einen Monat oder gar auf Dauer. Von Kaffeemaschine über Drucker bis zum WLAN ist natürlich alles da, was man so braucht. Der große Vorteil: Man kommt mit anderen in Kontakt. Menschen, die in der Regel etwas ganz anderes arbeiten als man selbst – und genau das macht oft den Reiz aus. Über den eigenen Tellerrand schauen. Sich austauschen. Gemeinsam Kaffeepause machen und dabei mal was hören, was man nicht schon kennt, weil der oder die andere ja in einer ganz anderen Branche arbeitet.
Meine Citykirchen-Kollegin Kerstin Leitschuh aus Kassel etwa hat keines der üblichen kirchlichen Büros. Ganz bewusst ist sie in einen Coworking-Space gegangen mit dem wirklich wunderbaren Namen „Neue Denkerei“. Und auch in Salzburg haben unsere dortigen Citykirche-Kolleg:innen schon 2018 einen Coworking-Space eröffnet.
Aber – direkt in der Kirche? Das gab es meines Wissens noch nicht. Aber jetzt: In der altehrwürdigen „Kleinen Kirche“ in Karlsruhe finden Sie nun insgesamt sieben Arbeitsplätze auf der Empore, nutzbar werktags von 9 bis 16 Uhr. Ob Couch, Kirchenbank oder traditioneller Arbeitsplatz – hier finden Sie die verschiedensten Möglichkeiten, sich zu betätigen.
Gleichzeitig ist die Kirche aber weiter für den ganz normalen „Betrieb“ geöffnet: Unten kommen Gäste zum Beten, zünden eine Kerze an. Und oben wird gearbeitet. Ganz nach dem alten Motto der Mönche: „Ora et labora“, bete und arbeite. Vielleicht hilft es ja manchmal auch in einer Phase der Denkblockade, kurz Abstand zu nehmen von der Arbeit, herunterzugehen und beispielsweise selbst eine Kerze anzuzünden.
Fun fact am Rande: Als Grundschüler war ich total stolz, dass ich nach dem Reliunterricht über klösterliches Leben drei lateinische Wörter konnte - nur lag ich damals leicht daneben, denn ich hatte mir den Satz so aufgeteilt: Ora „bete“, etla „und“ sowie bora „arbeite“.
Citykirchenpfarrerin Claudia Rauch und Diakon Daniel Paulus jedenfalls freuen sich über ihr neues Angebot. Einen Coworking-Space in Gemeinderäumen hatten sie schon länger betrieben – aber direkt in einer noch genutzten Kirche? Das dürfte wirklich etwas Neues sein. Ob der Heilige Geist bei der Arbeit ein wenig mithilft? Jedenfalls könnte die besondere Atmosphäre vielleicht durchaus zu besonderen Ergebnissen beitragen. Und vermutlich ist es da derzeit auch etwas kühler als in meinem Büro. Derzeit durchaus ein wichtiges Argument. Also – wenn es nicht ein bisschen weit wäre, würden Sie mich da bestimmt immer wieder mal antreffen!