Falschparksünderpfarrer

Gottesdienst-Unterbrechung
Falschparksünderpfarrer
Plötzlich tauchte die Polizei im Gottesdienst auf

Als Pfarrer:in hast du’s manchmal nicht leicht. Insbesondere, wenn du entweder von weiter weg zur Kirche kommst oder aber mehrere Gottesdienste hintereinander feierst. Oft geht es da nur mit dem Auto – und nicht immer gibt es einen extra Parkplatz. Wenn’s dann auch noch knapp wird, kann es schon mal passieren, dass die Parksituation, sagen wir, "unbefriedigend" gelöst wird. „Ach komm, wer wird schon am Sonntagmorgen genau in dieser einen Stunde wegfahren wollen?“ Ich gebe zu, diesen Gedanken hatte ich auch schon das eine oder andere Mal.

So auch vor kurzem in Bisingen-Thanheim, wo Pfarrer Cheriyan Menacherry zum Patronatsfest in der katholischen Dorfkirche predigte, als mitten in der Predigt auf einmal zwei Polizisten im Gottesdienst auftauchten. Es wollte eben doch jemand unbedingt wegfahren – die Nachbarin musste dringend zur Arbeit und kam nicht raus.

Das Ganze konnte schnell gelöst werden, ein Gottesdienstbesucher übernahm den Autoschlüssel des Pfarrers und die Aufgabe der "Falschparkerpfarrerautoumparkaktion", der Gottesdienst ging nach einer ausgesprochen kurzen Unterbrechung weiter. Dabei stellte sich dann auch noch heraus, dass die eigentliche Falschparkerin jene Nachbarin war, die ihr Auto so abgestellt hatte, dass Pfarrer Menacherry den ihm zustehenden Parkplatz nicht erreichen konnte ...

Nun, eigentlich alles gut. Aber ... Polizei in der Kirche, die einen Gottesdienst unterbricht? Nicht alle fanden das so gut. An sich verstößt das gegen die grundgesetzlich verbriefte Religionsfreiheit, die wir schon auch hochhalten müssen, denn es ist ein hohes Gut in unserem Land. Trotzdem meine ich, ähnlich wie die Polizei: In diesem Fall war das mit Abstand das einfachste Mittel, die Situation zu lösen, statt einen teuren Abschleppwagen zu holen.

Mir wäre so was Ähnliches vor knapp 25 Jahren auch schon mal beinahe passiert. Allerdings kam nicht die Polizei, sondern lediglich meine Frau – und das eine Minute vor Gottesdienstbeginn. Wir waren vorher mit der Familie unterwegs gewesen, ich hatte die Kinderwagenschale unserer Jüngsten ins Haus getragen in der Annahme, dass das Baby da auch drin liegt und schläft – und war sofort weiter gefahren zur ökumenischen Abendandacht. Blöd nur: Die Tochter war gar nicht in der Schale (ja, damals dachten wir noch nicht so viel über Sicherung nach), sondern schlief friedlich und vorbildlich angeschnallt im Kindersitz. Sie hat zum Glück von der ganzen Verwirrung überhaupt nichts mitbekommen. Und der Gottesdienst konnte ohne Störung und ohne Polizeieinsatz gefeiert werden.