„Brigitte, kannst du uns hören?“ – „Die Verbindung ist schlecht.“ – „Ich verstehe nur die Hälfte“.
Ja, der Witz ist nun schon ein paar Jahre alt: Die Frage, ob dies nun Sätze aus einer Seance mit Geisterbeschwörung oder einfach aus einer Zoom-Sitzung ist.
Aber so, wie Videokonferenzen immer alltäglicher geworden sind und die Kinderkrankheiten seltener werden – so hat sich auch die Technik der, nun ja, nennen wir es mal: Kontaktaufnahme mit Verstorbenen weiterentwickelt.
Schon vor ein paar Jahren wies ich in diesem Blog darauf hin: KI, Künstliche Intelligenz, macht’s möglich. Sie liest sich in vorhandene Dokumente einer verstorbenen Person ein. In ihre Facebook-Posts. In ihre Tagebücher vielleicht. In alte Emails und was auch immer von der Person hinterlassen wurde. Und die KI versucht – mit zunehmendem Erfolg – den oder die Verstorbene nachzubilden. Was würde Ernst zu seinen Urenkeln sagen? Wie würde die charismatische Firmengründerin die Firma weiterentwickeln?
Spätestens bei der letzten Frage wird’s, finde ich, schwierig. Denn die Erkenntnisse, die vor Jahren galten, sind nicht unbedingt die, die Firmen – oder auch Einzelpersonen – heute leiten können.
Oder was ist, wenn die KI sich aus den Aufzeichnungen der Verstorbenen Dinge zusammenreimt, die diese lieber mit ins Grab genommen hätten? Wenn Magdalene sich im Nachtodgespräch bei ihrem Mann für eine Affäre entschuldigt, von der er gar nichts wusste? Wobei es da immer noch zwei Möglichkeiten gibt: Entweder hat die KI mal wieder phantasiert und Dinge erfunden – oder sie erzählt die Wahrheit. Beides schlimm für den Hinterbliebenen.
Zu all diesen Fragen und zu der regelrechten Industrie hinter dieser neuen Form der Erinnerungskultur gibt es nun einen Dokumentarfilm, der seit kurzem in verschiedenen Kinos zu sehen ist: „Eternal you – vom Ende der Endlichkeit“. Leider bin ich zu weit weg von allen in Frage kommenden Kinos. Daher muss ich Ihnen den Film einfach so empfehlen. Ich vermute, dass wir über dieses Thema und seine Auswirkungen in Zukunft noch öfter diskutieren werden. Vielleicht sogar noch nach unserem Tod als künstliche Reinkarnationen. Lieber aber erst mal als reale Personen.