Priester essen gefährlich

Kulinarisches
Priester essen gefährlich
Der Name eines norditalienischen Gerichts hat eine interessante Geschichte.

Norditalien. Kulinarisches Paradies mit simpelsten Zutaten. Heute: In Milch eingeweichte Brotwürfel, Spinat, Mehl und Ei, liebevoll zu kleinen Knödeln geformt. Ein traditionsreiches Rezept aus Trentino-Südtirol mit einem äußerst, ähm, interessanten Namen: Strangolapreti. Zu Deutsch: Priesterwürger. Dienten sie etwa dazu, ungeliebte Geistliche auf charmant-kulinarische Weise beiseitezuschaffen? Wurde mancher mysteriöse Mordfall vergangener Jahrhunderte möglicherweise mit Knödeln begangen? Nicht so ganz, aber nahe dran:

Die Seite „a modo mio“ erklärt den Namen aus der alten Tradition, dass die Familien reihum den Pfarrer nach der Sonntagsmesse zum Essen einluden. Er bekam den Ehrenplatz und natürlich auch die größte Portion. Es scheint, dass es dem Klerus ausgezeichnet gemundet hat: Bei zu schnellem Essen kann man sich an den kleinen Kügelchen wohl recht leicht verschlucken. Ein würgender Priester also nicht, weil man ihn los haben wollte (ok, manche insgeheim vielleicht doch), sondern aus purer Freundlichkeit!

In der Tat muss diese Speise irgendetwas Geistiges an sich haben. Beim Konzil von Trient galt sie als Lieblingsgericht der Teilnehmer und erreichte dadurch eine gewisse Bekanntheit.

Mir war sie bis vor kurzem völlig unbekannt. Liegt vielleicht daran, dass ich kein katholischer Priester, sondern evangelischer Pfarrer bin – und (leider) auch eher selten in Norditalien zum Sonntagsessen eingeladen werde.

Aber probieren möchte ich das Rezept dann doch demnächst. Versprochen: Ich esse vorsichtig und langsam.

Gesegnete Mahlzeit!