„Urbi et orbi“: Der Stadt (Rom) und dem Erdkreis. Diese Worte aus dem päpstlichen Weihnachts- und Ostersegen sind, nun ja, auf dem ganzen Erdkreis bekannt. Diverse Wortspiele, in denen Baumärkte, eine Wüste, ein blaues schusseliges Sesamstraßen-Monster und ein ehemaliger Staatspräsident der Sowjetunion vorkommen, können Sie mit ein wenig Fantasie selbst herstellen, sofern Sie alle hier aufgeführten Andeutungen korrekt entschlüsselt haben. Aber Obacht! Sie sind natürlich alle nichts gegen das päpstliche Original, das nun mal wirklich viele Menschen sehr anrührt und darum auch in vielen Sprachen und Ländern live übertragen wird. Der feierlichste Segen der katholischen Kirche.
Im Jahr 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, war die Lage in Italien besonders dramatisch. Täglich starben knapp 1000 Menschen an der neuen Krankheit, niemand wusste, wie es weitergehen sollte und wie man diesem Virus Herr werden könnte. In dieser Zeit, mitten in den ersten Lockdowns, gingen die anrührenden Bilder vom Papst um die Welt, der einsam auf den Stufen des Petersdoms stand, für ein Ende der Pandemie betete und dann gewissermaßen außerplanmäßig den Segen „urbi et orbi“ spendete.
Ich muss gestehen: Ich als Protestant habe davon gar nichts mitbekommen, doch für sehr viele Gläubige auf der ganzen Welt war dies ein Moment der Stärkung, ein Segen, der ihnen wirklich neue Kraft gab.
Später gab der Vatikan ein Buch zu diesem Ereignis heraus: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?“ lautet der deutsche Titel. Neben den üblichen papierförmigen Büchern wurde dieses Werk aber auch in ein „Nanobuch in Form eines Mikrochips“ gepresst, wenige Millimeter groß. Am 10. Juni soll es in einem „Satelliten der Hoffnung“ von Kalifornien aus starten und in Zukunft die Erde umkreisen – also im wahrsten Wortsinn „urbi et orbi“ zum Segen werden.
Manche werden sich fragen: Was soll das? Was bringt es, ein paar winzige Schaltkreise ins All zu schießen, die vermutlich niemand jemals wieder auslesen wird? Was soll sich am 10. Juni schon ändern in der Welt? Doch für andere mag es ein Symbol sein: Gottes Segen umspannt die ganze Erde. Es gibt Hoffnung in einer nahezu aussichtlos scheinenden Zeit.
Ein weiteres Nanobuch lagert als „Samen der Hoffnung“ in Spitzbergen in der Samen-Datenbank der Welt zwischen Hunderttausenden Pflanzensamen.
Die Hoffnung ist klein, dass wir das mit dem Bebauen und Bewahren“ der Schöpfung noch hinbekommen. Vielleicht bräuchten wir viel mehr solcher „Hoffnungssamen“. Kleine Momente, in denen wir uns gegenseitig stärken, segnen und Trost und Mut zusprechen. Dazu braucht es gar keinen Papst. Das können wir ganz alleine. In Ihrer Stadt und auf dem ganzen Erdkreis. Fangen Sie doch gleich heute damit an!