Ökulogonomische Zeichen und Wunder

Ökumene-Logo
Ökulogonomische Zeichen und Wunder
Die EKD hat ein neues Logo für die Ökumene. Ob es sich durchsetzen wird?

„Ist das eine ökonomische Veranstaltung?“ So ähnlich werde ich immer wieder mal gefragt, selbst von Kirchen-Insidern oder solchen, die sich dafür halten. Wahlweise natürlich ökologisch. Für mich ist Ökumene, so heißt es richtig (nicht Ökomähne!), eine sehr wichtige und geradezu selbstverständliche Sache, denn wir Christinnen und Christen gehören auf der ganzen Welt zusammen. Und das ist mehr als evangelisch und katholisch, was es ja bei uns in Deutschland häufig bedeutet. In den Niederlanden beispielsweise feierte ich vor kurzem wieder einen deutschsprachigen Gottesdienst bei den Mennoniten, der Doopsgezinde Gemeente in Ouddorp. Deren früherer Pfarrer jetzt im Ruhestand übrigens eine kleine lutherische Gemeinde in der Nähe mit betreut. Wir gehören zusammen, egal, wie wir uns nennen, egal, welche kleineren und größeren Unterschiede wir im Glauben haben. Nur dieses Wort „Ökumene“, das ist manchmal ein wenig störend, ganz ehrlich. Niemand weiß, was es bedeutet. Kaum jemand kann es richtig schreiben oder aussprechen, fast wie Diezöse. Äh. Also ja.

Brauchen wir halt was neues. Nen Hashtag. Ein Logo. Logisch. Ökulogisch, sozusagen. Da gründen wir doch gleich mal nen Arbeitskreis und gucken, was die sich ausdenken.

Neulich, als ich so durch unser bayerisches kirchliches Intranet stöberte, fiel es mir auf. Ein irgendwie ganz nett geschwungenes Kreuz in für lila-bayerisch geprägte Augen recht ungewohnten Farben. Dazu ein schöner Slogan: One home. One hope. Also „Eine Heimat, eine Hoffnung“. Hat die EKD machen lassen, die Evangelische Kirche in Deutschland. In vielen Varianten, mit Corporate-Design-Manual, animierten Varianten und allem drum und dran. Können Sie klicken und kieken: https://www.ekd.de/logos-onehope-74172.htm

Erst mal: Ich finde es toll, dass es so was gibt. Ganz fantastisch, dass Menschen sich darüber Gedanken machen, wie die Botschaft, dass wir gemeinsam unterwegs sind, rübergebracht werden kann.

Aber um ehrlich zu sein: Ich habe die leise Vermutung, dass das mit diesem Logo eher nicht so richtig funktionieren wird. Und mit dem Hashtag #onehopeonehome wird’s auch kompliziert. Geht es um einen Menschen namens Neho, wie Neo in Matrix, nur mit h? O Neho! Meo (mein) Neho! PE! (Keine Ahnung, warum er aus Polyethylen ist, aber das steht nun mal da.) Vielleicht ist es auch der Spruch der Obdachlosen: Ohne Home, Ohne Hope. Nein nein, ganz ehrlich, das kann man schon verstehen, ist zwar ein bisschen lang für nen Hashtag, aber schon ok.

Und inhaltlich find ich’s wirklich gut gedacht: Wir haben eine gemeinsame Hoffnung – „one hope“. Und eine gemeinsame Heimat: Diese ganze Welt. Hier hoffen wir gemeinsam (und in der anderen Welt später, so hoffe ich, auch) Wir gehören zusammen. Wir sind eins.

Auch der Autor Jay Hendricks, der vor über 20 Jahren ein Buch mit dem Titel „One Hope \ One Home“ veröffentlichte, das nicht mal antiquarisch aufzufinden ist, dürfte wohl keine Einwände erheben.

Das Logo setzt sich zusammen aus einem Herz. Sehr schön. Selbsterklärend, wenn man mal von dem marginalen Problem absieht, dass ich das Herz im zusammengesetzten Logo nicht als solches erkannt hätte. Schwieriger wird es schon mit dem orangenen ... Ding. Was soll das sein?

Ich hab’s mal meiner Familie gezeigt, nur den orangenen Teil. Wildes Rätselraten! Ein Glückskeks-Ufo, meinte die ältere Tochter. Nein, eine Muschel! Was für „Home“ ja schon mal gar nicht so verkehrt ist. Eine pföne Mupfel! Die Sonne zieht über mich hinweg, die Pfterne ziehen über mich hinweg ... Äh, zurück zum Thema. Die Elfjährige fand den naheliegendsten Vergleich: „Das ist doch die Frisur von dem einen aus dem Bundestag!“ OK, mit elf kann man den Ex-US-Präsidenten schon mal für einen Bundestagsabgeordneten halten, immerhin kannte sie ihn. Ja, ganz eindeutig! Donald Trump und kein anderer! Oder vielleicht doch der Bart von diesem Typen auf der Pringles-Packung? Oder ein Schildkrötenpanzer? Oder gar ein Bundeswehr-Stahlhelm?

Wie gesagt, ich möchte nicht meckern. Es ist wahnsinnig schwer, ein Logo zu kreieren, das wirklich etwas aussagt. Darum besteht das meiner „Citykirche Schweinfurt“ auch nur aus einem komischen Bogen, der ehrlich gesagt dadurch entstanden ist, dass ich irgend eine Form-Funktion in InDesign mal versehentlich falsch angewendet habe und mir dann gedacht habe „das lass ich jetzt erst mal so, kann ich immer nochmal ändern“ – was selbstverständlich in den 13 seither vergangenen Jahren niemals geschehen ist.

Nun also: Herz ist Trump. Oder Schildkröte. Nein, Dach. Zwei Herzen schlagen unter meinem Dach, aber eigentlich sind sie eine gemeinsame Hoffnung.

Ein klein wenig Hoffnung habe ich schon, dass sich dieses Logo und dieser Slogan durchsetzen. Andererseits kenne ich uns Evangelen viel zu gut. Wirklich gut ist bei uns nur, was wir selber gemacht haben. Design-Richtlinien sind für uns bestenfalls unverbindliche Vorschläge. Ungefähr 55,4% aller Hashtags, die überhaupt angewendet werden, werden #onehomeonehope lauten, weil sich niemand die Reihenfolge merken kann. (Kein Witz: unsere bayernweite Termindatenbank www.evangelische-termine.de ist aus gutem Grund auch unter www.termine-evangelisch.de zu erreichen)

Und doch: Es wird, so hoffe ich, was hängenbleiben bei den Leuten. Irgendwas von „die gehören zusammen, sind ein Herz und eine Schildkröte“. Und den Gedanken, dass wir ein gemeinsames Zuhause in dieser Welt haben, finde ich ganz wunderschön. Also, lassen Sie uns das nutzen. #onehopeonehome.