Ja, ein wenig stolz bin ich schon, dass unsere „Wagenkirche“ in Schweinfurt nun – wenn auch mit personalengpassbedingten Unterbrechungen – schon seit 11 Jahren unterwegs ist.
Damals dachten wir ja, wir hätten die bahnbrechende neue Idee entwickelt (die Herleitung von der Darmstädter Aktion „Holzhacken im Advent“ zu einer fahrbaren Kirche ist vermutlich nur unter Zuhilfenahme einer etwa der damaligen Menge Kölsch in einer Kölner Altstadtkneipe ansatzweise nachzuvollziehen). Bei genialen Ideen kommt es, das ist mittlerweile meine Überzeugung, oft nur darauf an, am nächsten Tag und allen folgenden Tagen so zu tun, als wäre es eine super Idee. (Was auch grandios schiefgehen kann, siehe diverse Milliardenbauten in Deutschland und andere politische Ideen, die sich nicht so recht auszahlten – und auch manche kirchliche Projekte).
Nun, unsere Kirche fährt. Letzten Freitag haben wir sie wieder aufgepumpt, etwas entstaubt und waren damit beim Klimastreik dabei, wie schon mehrere Male zuvor.
In den letzten Jahren habe ich etliche andere fahrbare Projekte kennengelernt. Die Schäferwagenkirchen im Fränkischen Seenland. Kirche im (privat umgebauten) Wohnmobil. Die mobile Kirche der Evangelischen Jugend Burgenland (Österreich), umgebaut aus einem Bauwagen. Die Bauwagenkirche meines Kollegen im Dorf ein paar Kilometer weiter, ebenfalls eine Eigeninitiative. Oder das Kirchenmobil Sankt Marys in Obernkirchen, noch ein ehemaliger Bauwagen. Und und und.
Kirche ist in Bewegung. Zu den Menschen. Dahin, wo das Leben ist. Dahin, wo Gott zu finden ist zwischen den Menschn. Das finde ich ganz wunderbar.
Eine neue mobile Kirche wird nun am Sonntag eingeweiht: Der Kirchenkreis Gera bekommt eine Kirche auf einem Autoanhänger. Die soll nun überall in der Region zum Einsatz kommen, wo besondere Feste gefeiert werden, oder eben an ungewöhnlichen Orten: auf Parkplätzen, Märkten und Streuobstwiesen. Halleluja! Ich freue mich wirklich!
Die Ausführung allerdings lässt mich ein wenig stutzen. Meine erste Assoziation war – fragen Sie mich nicht, ich weiß auch nicht warum – „provisorische Gemeinschaftsumkleide für eine Fußballmannschaft“. Vielleicht aber auch – ja ich weiß nicht so recht. Trockengestell für große Stoffbahnen? Überdimensionierter Verkaufsstand auf dem Mittelaltermarkt? Oh, mit letzterem lag ich gar nicht mal völlig daneben: Ein „Zelt“ soll es sein, lese ich in der Pressemitteilung. Und damit an das „Zelt-Heiligtum des Volkes Israel“ erinnern. Puh, da wäre ich nicht mal als Pfarrer drauf gekommen. Besonders kirchig schaut das Ding ja nicht aus.
Gerade bei solchen Anlässen fände ich persönlich es wichtig, mit bekannten Symbolen zu spielen. Kirchturm drauf, schon ist klar: Kirche. Musst du nicht lange diskutieren und erklären. Das mit dem Zelt kennen doch nur die insiderigsten Insider. Aber vielleicht ist das ja auch so eine Art Zugangskontrolle? Nur echt mit 40 Jahren Wüstenwanderung!
Ich wünsche der neuen fahrenden Fußballumkleidenzeltkirche, dass sie solche Erkennungssymbole gar nicht nötig hat. Dass sie ein ganz eigenes Symbol wird, weil sie so oft in der Region sichtbar wird, dass irgendwann niemand mehr erklären muss, was das da eigentlich ist. Das ist auf der anderen Seite die Chance, die in diesem sehr besonderen und irgendwie auch sympathischen Design steckt. Möge es gelingen! Möge Gottes Geist dabei sein.