Über 250 Jahre ist es her, da vermachte die „Hamburger Jungfer“ Johanna Margaretha Eding der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. 850 Courantmark, heutiger Wert einige hunderttausend Euro. Einzige Bedingung: Von den Zinsen sollten jedes Jahr „Unterkleider“ für arme Frauen gekauft werden – und zwar „solange die Sonne scheint und der Wind weht“.
Welch eine vorausschauende Widmung! Scheint fast, als hätte sie damals schon die energiepolitischen Ziele unserer neuen Bundesregierung vorhergesehen. Sonne und Wind sind die Zukunft! Einziges Problem dabei: Sonne und Wind halten deutlich länger als Geld. Das hat vor einigen Jahren sogar ein Gericht festgestellt, als die Kirchengemeinde, deren erbliche Geldvorräte schon längst erschöpft waren, sich gerne aus den alten Verpflichtungen lösen wollte. Kein Geld mehr übrig? Egal. Sonne und Wind sind noch da, also raus mit der Unterwäsche!
Die Stiftung, die das Erbe der Hamburger Jungfer verwaltet, einigte sich jedoch mit der Kirchengemeinde auf ein tragbares Maß: Zwölf Sets Unterwäsche in mittlerer Qualität sind an Bedürftige zu verteilen. Manchmal werden sie sogar von Unternehmen gespendet. Und auch, wenn sich die Vorstellungen von „Unterkleidern“ über die Jahrhunderte ein wenig gewandelt haben: Bis heute gibt es Frauen, für die auch „mittlere Qualität“ etwas ganz Besonderes ist. Denn leider hat sich neben Sonne und Wind noch etwas anderes nicht geändert: Bis heute gibt es Menschen, und darunter viele Frauen, die nicht ausreichend Geld zum Leben haben.
Eine weise Frau, diese Hamburger Jungfer. Wie vielen Frauen sie via Wind und Sonne in über 250 Jahren nach ihrem Tod schon einen Moment des Glücks beschert hat!
Gute Frage zu Weihnachten: Wie können Sie selber die Welt dauerhaft ein kleines bisschen schöner machen – für andere? Ein bisschen Rückenwind für Menschen in Not. Ein bisschen Sonnenschein in einem trüben Leben. Und wenn es Unterwäsche ist, mittlere Qualität.