Komposti

Komposti
In den USA können Sie nun sehr schnell „Erde zu Erde“ werden.

Grufti, so nannten wir in meiner Jugend ein wenig abschätzig ältere Menschen. Mittlerweile bin ich wohl mit diesem Wort gemeinsam gealtert. Denn der Duden schreibt dazu: „Gebrauch umgangssprachlich veraltend“. Keiner will mehr Grufti sein, das Wort „Grufti“ ist quasi selber ein Grufti geworden. Dabei hatten wir so schöne Steigerungen, ja, die Jugend kann da recht uncharmant sein: Verrotti und Komposti. Nein, wirklich, es war nicht böse gemeint, eher sogar liebevoll. Vielleicht sogar zukunftsweisend?

Schließlich bietet genau das mit dem Komposti nun eine Firma in den USA an. Die Firma mit der schönen Bezeichnung Recompose und der noch viel schöneren Domain recompose.life (zu deutsch: Setze Leben neu zusammen) bietet für 5500 Dollar an, Verstorbene – ja, zu kompostieren. In einem speziellen Verfahren verwandeln sich die Verstorbenen in in gerade mal 30 Tagen in wunderbare, fruchtbare Erde (die dann nochmal ein paar Wochen ruhen muss). Die Hinterbliebenen können einen Teil dieser Erde bekommen und zum Beispiel im eigenen Garten ausstreuen – oder sie können die Erde für den Bells Mountain conservation forest spenden.

Erde zu Erde. Für manche vielleicht ein tröstlicher Gedanke: Leben setzt sich wieder neu zusammen. Leben, das stirbt, ist die Basis für neues Leben. Was sonst oft Jahre dauert, geschieht hier im Zeitraffer, ist erlebbar, ist spürbar.

Noch dazu ist diese Methode laut Anbieter ausgesprochen umweltfreundlich: Im Vergleich zur Kremation, die große Hitze und Feuer benötigt, ist das Kompostieren nahezu CO2-neutral. Eine Tonne CO2 wird nach ihren Angaben eingespart, der Prozess benötigt darüber hinaus nur ein Achtel der Energie, die in einem Krematorium aufgewendet werden muss. Und auch die klassische Beerdigung ist ja nicht ganz ohne Umweltbelastung, verbraucht viel Fläche und so weiter. Recompose geht auf der eigenen Homepage sogar so weit zu sagen, dass beide Begräbnisarten etwa gleich viel Einfluss auf die Umwelt haben.

In Deutschland ist so eine Methode vermutlich bisher nicht erlaubt, denn der Umgang mit Verstorbenen ist – zum Glück, finde ich – sehr reguliert, um die Würde der Verstorbenen zu wahren. Vielleicht wäre es aber tatsächlich ein Weg, besonders umweltfreundlich aus dieser Welt zu scheiden und dabei noch etwas Lebenspendendes für die Nachwelt zu hinterlassen, und wenn es nur ein bisschen fruchtbare Erde ist? Ich muss noch ein bisschen darüber nachdenken. Aber ich glaube, ich fände das schön.
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