Gottesdienst! Endlich können wir uns wieder treffen und zusammen … äh ja, singen geht nicht. Zusammen quatschen geht nicht. Nachher draußen zusammenstehen geht auch nicht. Und so weiter. Aber irgendwie ist doch wieder ein bisschen Kirche. Nur die Sache mit dem Abendmahl, die wird wirklich kompliziert. Wie sollen wir das machen mit Brot und Wein, ohne Gefahr zu laufen, zusammen mit Christi Leib und Blut auch Viren auszuteilen?
Vor längerer Zeit berichteten wir schon mal über das in Plastik eingepackte Portionsabendmahl oder die Einzelkelche. Aber so richtig schön sind diese überdimensionierten Kaffeesahnepäckchen mit Hostie und Wein ja nun wirklich auch nicht. Doch wie dann könnte man sicher infektionsfrei wenigstens Hostien verteilen?
Eine US-Firma hatte bereits vor etwa zehn Jahren DIE durchschlagende Idee: Den tragbaren Hostienspender! Sieht ein bisschen aus wie diese PEZ-Austeiler. Nur ohne Kopf von Donald Duck, Bibi Blocksberg oder Miraculous Ladybug. Oder wie die Seifenspender am Waschbecken. Aber mit extra Griff. Wenn man da auf den Hebel drückt, kommt vorne unten eine Hostie raus. Die gibt‘s im praktischen Nachfüllröhrchen zu 100 Stück oder so. Einfach ein neues Röhrchen einklipsen (nicht mit den PEZ-Röllchen verwechseln) und weiter geht‘s mit dem infektionsfreien Abendmahl.
Den Internet-Fund habe ich von einem Kollegen in einer Facebook-Gruppe – es ist jedoch schwierig, die ursprüngliche Quelle zu finden. Offenbar lief das damals so ähnlich wie mit den Luthernudeln: Zwei Firmen stritten sich darum, wer nun eigentlich die Idee hatte. Die Nu-Life Products, Minnesota, wurde anscheinend von seinem Präsidenten Douglas Henricksen verlassen, der daraufhin – sehr kreativ – die Nu Life Church Supplies, Minnesota, gründete und den „Purity Communion Host Dispenser“ ebenfalls vertrieb. Die beiden hatten einen ordentlichen Rechtsstreit miteinander, dessen Ausgang zwar im Internet abrufbar ist, aber nicht von Deutschland aus. Wegen der unklaren Rechtslage veröffentlichen wir hier lieber auch kein Foto, sondern verlinken auf andere Sites. Dort können Sie sich das Teil ansehen.
Verloren haben den Streit „Neues Leben gegen Neues Leben“ wohl irgendwie beide, denn heute finden sich nur noch letzte Spuren der Firmen im Internet. Den Hostienspender scheint es nicht mehr zu geben – ebenso wie den elektronischen Weihwasserspender übrigens, der berührungsfrei ein wenig Weihwasser ausspuckt, einfach Hand drunterhalten. Was mit Flüssigseife geht, sollte ja wohl auch mit Weihwasser möglich sein. Aber wir sind ja hier nicht auf katholisch.de und konzentrieren uns jetzt mal auf die Brotverteilung.
Ehrlich gesagt: Da verzichte ich lieber eine Zeitlang auf die Abendmahlsfeier, als mit so einem seltsamen Gerät zu hantieren. Bosco Peters von liturgy.co.nz vermutete – nein: hoffte auf – einen „Hoax“, also einen gut gemachten Scherz, doch nein: Das Gerät gab es wirklich. 2009 war das schon. Man konnte es kaufen. Heute müsste man vielleicht noch einen mindestens 1,5 Meter langen Stock dran machen mit Hebel am Ende, so wie bei einer Astschere oder so. Dann müsste der/die Austeiler/in sich gar nicht mehr vom Platz bewegen, sondern könnte einfach mal mit dem Hostienspender am Stock von links nach rechts schwenken und im richtigen Moment klick machen. Christi Leib, für dich geklickt.
Da fände ich es geradezu noch stilvoller, eine kleine Modelleisenbahn im Kreis fahren zu lassen, die alle 2 Meter eine Hostie ablegt. Wäre das nicht mal eine coole Sache? Eigentlich müsste man ja nur den Purity Communion Host Dispenser an einen Anhänger schnallen und eine kleine Vorrichtung basteln, die regelmäßig auf den Knopf drückt. Sehr cool. Dann hängen wir oben noch so einen Tropf dran wie aus dem Krankenhaus, der jeweils einen Tropfen Wein auf die abgelegte Hostie befördert. Fertig ist das vollautomatische, völlig infektionsfreie Abendmahl.
Nein nein. Bitte nicht ernst nehmen. So eine Feier wäre ehrlich ein Graus für mich. Wenn es gerade nicht geht – dann geht es nicht. Aber immer öfter höre ich aber von neuen Formen der Gemeinschaft übers Internet, von Menschen, die auf Abstand und doch gemeinsam feiern. Und davon, wie berührt sie sind von der Ernsthaftigkeit, von der Tiefe der Gemeinschaft. Ich weiß, manche Theologen wenden sich von diesen Formen mit Grausen ab. Ich frage mich: Was würde Jesus wohl dazu sagen? Ich glaube, er wäre – und ist – überall dabei, wo Menschen Gemeinschaft leben und feiern. Auch dann, wenn sie dabei notgedrungen Abstand halten müssen. Auch dann, wenn es gerade mal nicht so stilvoll ist wie sonst. Das wird noch eine spannende Diskussion. Wir sind mitten drin.