Heute beim Flanieren über einen Düsseldorfer Markt: Ein Stand mit französischer Salami und anderen Spezialitäten. Ich war durchaus ein wenig hungrig und auf der Suche nach etwas Essbarem, doch dieses Schild verstörte mich sehr: „Mini Jesus von freilaufenden Schweinen“.
Die Rheinländer haben ja so manche Essensbezeichnungen, die Leuten aus anderen Gegenden Deutschlands eher merkwürdig vorkommen. Etwa „Stuten“ für ein süßes Brot, Halver Hahn (der nicht aus Hähnchenfleisch besteht) oder Himmel un Ääd. Einen Jesus allerdings habe ich in der rheinischen Küche bisher noch nicht kennengelernt. Noch dazu einen „Mini Jesus“, und das auch noch von freilaufenden Schweinen, die mittlerweile allerdings offensichtlich nicht mehr so wirklich freilaufend waren, sondern eher eingesperrt in diese leicht seltsam geformte Salami. Und mit „Christi Leib, für dich gegeben“ meinen wir beim Abendmahl ja auch keine Wurst, sondern reichen im allgemeinen Brot ohne Belag. Am besten ja sogar noch ohne Sauerteig. Darauf konnte es also auch keine Anspielung sein.
Zunächst war ich daran vorbeigelaufen, doch schließlich siegte die Neugier: Ich bahnte mir meinen Weg zurück durch die Menschenmassen in den engen Gassen zwischen den Ständen und fragte die Verkäuferin, was es denn mit dieser Bezeichnung auf sich habe. Sie meinte ganz pragmatisch: „Trinkense erst mal drei, vier Alt. Oder ein paar mehr. Danach sieht die Wurst aus wie ein in Windeln gewickeltes Jesusbaby“. Oh, gut. So geht das natürlich auch. Da wir heutzutage in Zeiten der Entchristlichung ja schon dankbar sein dürfen, wenn die Menschen wissen, dass Jesus irgendwas mit Baby und Windeln zu tun hat, honorierte ich das, indem ich trotz des ziemlich hohen Preises ein paar dünne Scheiben käuflich erwarb. Und, was soll ich sagen: Jesus schmeckt gar nicht mal so schlecht. Und immerhin stammt er ja von freilaufenden Schweinen. Also: Guten Appetit!