Was tun, wenn es auf einer Autobahn an mehreren Stellen immer wieder kracht? Die Verantwortlichen waren ratlos. Die bekannten Unfallschwerpunkte an der A2 bei Lehrte und Braunschweig wollten sich einfach nicht entschärfen lassen. Doch nun meldete sich eine Frau Rüter, selbsternannte „Elfenbeauftragte“, und bot an, die entsprechenden Stellen zu entschärfen. Offenbar nahm sie noch eine weitere Frau mit, die nach eigenen Angaben mit den Tieren kommunizieren konnte. So zogen die beiden, geschützt von einem Lastwagen der Autobahnmeisterei Braunschweig, die A2 entlang, besänftigten die aufgebrachten Elfen, spürten „sehr negative Energien“ und sprachen mit den Tieren. In Zukunft sollten die Unfälle also passé sein. Prima!
Auch in Willmering, Kreis Cham, war die Gemeinde schon vor längerer Zeit ob der Unfälle an einer bestimmten Stelle verzweifelt. Dort entdeckte ein Wünschelrutengänger dann Wasseradern, die seiner Meinung nach die Autofahrer ablenkten – bis zum Sekundenschlaf. Nun hängen seltsame Antennen in den Bäumen an der Straße, die die negativen Energien dieser Wasseradern ablenken sollen. Ob‘s hilft? Ist uns nicht bekannt.
Deutlich zeigen diese zwei Geschichten natürlich, wie eine Form von – wie soll ich es nennen – Glaube? dort als Problemlöser eingesetzt wird, wo alle Vernunft am Ende ist. Wer würde nicht bei einer unheilbaren Krankheit nach jedem Strohhalm greifen? Ich möchte daher nicht spotten über die Verantwortlichen, die nach dem Motto „schaden kann‘s zumindest nicht“ hier wirklich keine noch so unwahrscheinliche Möglichkeit außer acht lassen wollten. Allzu viel Geld scheinen beide Aktionen ja nicht gekostet zu haben. Ein bisschen erinnert es mich an den Witz, mit dem ich damals im Studium meine allererste Predigt begonnen habe:
In einer kleinen sizilianischen Gemeinde herrschte seit Wochen große Trockenheit. So schickte die Gemeinde eine Abordnung zum Pfarrer. Die sollte ihn bitten, Bittgebete zum Himmel zu senden, um die Ernte zu retten. Der Pfarrer rief: "Oh ihr Ungläubigen! Da macht ihr den langen Weg zur Kirche, damit ich Gott um Regen bitte. Aber keiner von euch hat einen Regenschirm dabei für den Heimweg!"
In einer großen Not beten wir eben zu Gott – oder zu anderen Göttern, zu Feen, Elfen und Geistern. Manche meinen, auf diese Weise sei überhaupt alle Religion entstanden. Quasi als Ersatz für Dinge, die wir nicht mehr in der Hand haben. Kann schon sein. Muss aber nicht. Und ziemlich viele Menschen mit mir glauben, dass Gott da ist, dass er uns liebt, und dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Boah, ziemliche Kurve heute von Autounfällen über Elfen bis hin zu Ostern.
Vielleicht haben wir uns aber auch nur verhört und das Ganze ist eigentlich ein verspäteter Faschingsscherz. Vielleicht waren es in Wirklichkeit Elferräte, die dort nach den Faschingssitzungen feierten und die Autofahrer ablenkten. Dabei kann man ja auch schon mal tierisch einen über den Durst trinken, was die Tierkommunikationsexpertin erklären würde. So wird es wohl gewesen sein.
Was aber sicher helfen würde: Wenn wir alle vorsichtiger und angepasster fahren würden. Uns an Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, denn die stehen meistens nicht zum Spaß da, auch wenn sie auf den ersten Blick ziemlich oft nicht einsichtig sind. Was auch helfen würde: Bauliche Veränderungen an der Straße. Eine Kurve, die Autofahrer zwingt, vom Gas zu gehen. Manchmal sogar Büsche, die die Sicht nehmen – weil die Leute dann aufmerksamer an eine Kreuzung heranfahren (so wurde einmal eine sehr gefährliche Kreuzung in meiner Heimat erfolgreich entschärft, nachdem alle Schilder, blinkenden Warnanlagen und Geschwindigkeitsbeschränkungen nichts genutzt hatten.)
Und ja, ich glaube: Auch das hilft. Beten. Sich bewusst machen, dass wir nicht allein sind. Dass wir gehalten sind im Leben und über den Tod hinaus. Manche nennen das Elfen. Ich nenne es Gott.
Fahren Sie behütet.