Pfarrpublikationspräsentationspapppfarrer
Social Media? Wozu? Der Gemeindebrief dieser Gemeinde kommt direkt zu den Leuten. Mit einem Stück Pappe.
Eine Frage treibt die Gemeinden um, in Deutschland und überall in Europa: Wie erreichen wir eigentlich noch die Menschen, die offiziell unsere Gemeindeglieder sind? In den Gottesdienst kommt kaum noch jemand. Besondere Veranstaltungen sind anstrengend zu organisieren und oft auch nicht so zielführend, wie man es sich gerne wünschen würde.
Natürlich gibt es viele, viele neuere Ansätze. Ich selbst bin im Sprecherteam des
Netzwerks Citykirchenprojekte, eines Zusammenschlusses von besonderen Projekten in den Innenstädten, die quasi „Kirche im Vorübergehen“ ermöglichen wollen. Ganz modern sind derzeit die
Fresh Expressions, die mit neuen Formen – anders als die Citykirchenprojekte – auch neue „Gemeinden“ gründen wollen. Gemeinsam ist uns allen: Wir warten nicht mehr darauf, dass die Leute zu uns kommen. Wir gehen zu den Leuten. Der gute jahrezehntealte innerkirchlich so gefeierte Satz „Wir müssen die Leute dort abholen, wo sie sind“ hat ausgedient. Wir sind schließlich kein Taxiunternehmen. Nein, die Leute sind dort richtig, wo sie gerade sind. Wir müssen sie nicht woanders hinbefördern. Wenn wir als Kirche nicht dort bei ihnen sind, sind wir falsch.
Meine Gemeinde treffe ich an vielen Orten. An einem aber ganz besonders: Beim Einkaufen im Supermarkt. Da ist irgendwie immer jemand, der oder die mit mir kurz sprechen will. Nun kann ich aber schlecht im örtlichen Supermarkt eine Filiale aufmachen oder Sprechstunden anbieten (aber vielleicht mal einen Gottesdienst an diesem besonderen Ort feiern, wo sowieso alle zusammenkommen?).
Foto: Liesbet Geijlvoet
Papp-Aufsteller eines Pfarrers in einem Supermarkt in Dänemark zum Verteilen von Gemeindebriefen
Ein uns leider unbekannter Kollege aus Dänemark hatte die Lösung: Er ließ von sich selbst einen Papp-Aufsteller anfertigen und stellte diesen einfach als Vertreter seiner selbst mit ein paar Gemeindebriefen zum Mitnehmen in den Supermarkt, zwischen die Grillsoßen, wenn ich das richtig sehe. Professionell gemacht. Schauen Sie mal auf die Füße das Pappkameraden: Sogar der Boden des Supermarkts ist da abgebildet.
Im ersten Moment wirkt es auf mich etwas befremdlich. Denn diese Zentriertheit auf Pfarrerinnen und Pfarrer der Gemeinde gefällt mir gar nicht so sehr. Andererseits muss ich ja auch die Tatsache anerkennen, dass viele Menschen den Pfarrer/die Pfarrerin als Repräsentanten der Gemeinde wahrnehmen. Und dann kommt da noch die fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD (KMU V) daher, die (stark verkürzt) sagt: Wer einen Pfarrer, eine Pfarrerin persönlich kennt, tritt nicht so leicht aus der Kirche aus, hat als eine etwas engere Bindung zur Kirche und Gemeinde. Ob es vielleicht sogar reicht, das Papp-Ebenbild zu kennen und von ihm einen Gemeindebrief überreicht zu bekommen? Einen Versuch wär‘s vielleicht wert …