Orgel? Wir nehmen lieber die Bahn.
Ein drängendes Problem in vielen Kirchengemeinden: Die Kirchenmusik. Die Organistinnen und Organisten werden immer älter. Junge Menschen kommen in nicht allzu großer Zahl nach. Und wenn man doch welche gefunden hat und sie ausbildet, sind sie nach wenigen Jahren weg, zum Studium, zur Arbeit, was auch immer. Doch wer soll dann die Orgel spielen? Woche für Woche machen sich Pfarramtssekretärinnen in ganz Deutschland auf die Suche, telefonieren ganze Listen ab. Und gerade an Weihnachten ist vermutlich jeder auf den Beinen und an den Spieltischen, der irgendwie Orgel spielen kann.
Doch was tun, wenn auch das nicht reicht? In den sozialen Medien geht gerade ein kleines Filmchen um, das eine durchaus kreative Lösung für unser Problem verspricht: Eine Modelleisenbahn, die beim Fahren an verschieden gestimmte Glasflaschen schlägt und dabei „Kling Glöckchen klingelingeling“ spielt! Durchaus kreative Idee, dass müssen wir anerkennen.
Selbstverständlich sind auch alle anderen Melodien möglich, man muss halt nur die Flaschen richtig aufstellen. Das könnte zu, sagen wir mal: Technischen Problemen beim Wechsel des Liedes führen, denn wie sollte man in der kurzen Zeit alle Flaschen neu positionieren? Nun, hier tun sich ganz neue Betätigungsmöglichkeiten auf, etwa für die Konfirmandinnen und Konfirmanden, die endlich mal eine richtig verantwortungsvolle Aufgabe bekommen, schnell die korrekten Flaschen auf vorher markierte Flächen zu stellen und dann die Bahn abfahren zu lassen. Das geht ab in der Kirche! Einmal um die Kanzel Natürlich auch mit dem Adventslied „Tröstet, tröstet, spricht der Herr“ und der dritten Strophe „Ebnet, ebnet Gott die Bahn“ Als nächsten kommt ein Stück des bekannten alten Meisters Johann Sebastian Bahn, mit dem Modell-ICE den Kirchengang entlang. Oh je, da brauchen wir viele Flaschen. „Vom Himmel hoch“ dagegen wird am besten gleich mit einem von der Empore schwebenden Flugzeugmodell inszeniert.
https://twitter.com/eisenbeil4/status/943510212685783041
Screenshot von https://twitter.com/eisenbeil4/status/943510212685783041
Vermutlich ist die Deutsche Bahn in dieses Konzept schon längst involviert, denn sie hat bereits einen Reisehinweis herausgegeben, dass in den Weihnachtstagen außerordentlich viele Züge ausgebucht sind. „Alles, was rollen kann, wird rollen.“, so schreibt die Bahn. So kann es dann auch in orgellosen Weihnachtsgottesdiensten heißen: Kling, Bähnchen klingelingeling!
Vielleicht haben wir aber auch nur zu viele Flaschen leergetrunken, um Ihnen diesen Text schreiben zu können. In Wirklichkeit wird es wohl eher so sein: Jeder, der spielen kann, wird spielen. Dafür ein herzliches Dankeschön allen Organistinnen und Organisten und allen Musikern an anderen Instrumenten. Und Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest, mit welcher Form von Musik auch immer.
https://twitter.com/eisenbeil4/status/943510212685783041