Luther-Boom

Luther-Boom
Jetzt aber schnell! Gibt‘s noch irgend einen nicht verlutherten Gegenstand auf der Welt? Ach ja. Natürlich.

Einundzwanzigmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Luthertag! Und dann ebbt die Welle der lutherisierten käuflichen Gegenstände hoffentlich auch langsam wieder ab. Nudeln (zwei fast identische Varianten), ICEs, Bonbons, Bier, Backformen, Tomaten, elektrischer Strom, Lutherol-Pillen, Luther-Handpuppen, Luther-Enten (schwimmen nicht aufrecht), Playmobil-Figuren (haben wir echt nie drüber gesprochen hier! Ehrlich nicht!), Salami, Kondome, Lollis, Gummibärchenluther, Schokolinsen (ok, etwas geschummelt), Störche, Hotels, Burger, Rosen (ausverkauft), Rosen (rechtlich geschützt), alles das und damit immerhin 4,98% aller bisherigen Stilvoll-Glauben-Beiträge: Sie können nun in einen hundertjährigen Dornröschenschlaf fallen. Zum 600jährigen Jubiläum wecken wir sie dann wieder auf. Eventuell. Solange sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht überschreiten.

Doch vorher sei die bange Frage erlaubt: Haben wir nicht noch was ganz wichtiges vergessen? Gibt es noch irgend etwas, das noch in keiner Form mit dem Namen Luther versehen wurde? Weil: Das geht ja nicht! So können wir nicht arbeiten! Wenn schon Feiertag, dann soll bitteschön alle Welt Luther heißen. Sind wir nicht alle ein bisschen Luther?

Die zwei Elche aus dem Film „Bärenbrüder“ können uns dabei den Weg zu neuen Luthereien weisen. In ihrem wunderschönen Spielchen „Ich blikke was was du nit blikkst“ weisen sie darauf hin: Boom! Also, Baum, nicht die Konjunkturphase. Bohm ausgesprochen. Wie der Herr Stredford-äh. Bohm.

Genau: Das hat uns gerade noch gefehlt. Ein Lutherbaum. Das wär‘s doch. Die Luther-Eiche vielleicht, unter der Luther schon vor 500 Jahren rastete. Nur dass sich das niemand fürs 500jährige Jubiläum gemerkt hat. Viel naheliegender ist es da doch, einen Apfelbaum zu nehmen. Schließlich kennt inzwischen ja vermutlich die halbe Welt dieses Luther zugeschriebene (aber nirgends belegte) Zitat: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Ein Spruch, der wohl darauf hinweisen sollte, dass wir bis zum letzten Tag für eine schönere Welt arbeiten sollen. Und so arbeiten wir auch bis zum letzten Tag des Lutherjubiläums daran, die Welt jeden Tag ein kleines bisschen lutheriger zu machen. Wenn ich wüsste, dass morgen Reformationstag wäre, würde ich heute noch meinen Schrank „Martin Luther“ nennen. (Apropos, was ist eigentlich mit Ikea? Die schmeißen doch sonst immer mit Namen nur so um sich. Wie wäre es mit einem Schuhregal „Lütter“ - Hier stehe ich, ich kann nicht anders?)

Heute jedenfalls: Boom. Also, Baum. Wenn wir nicht schon die hundertunddrölfte Verlutherung in diesem Blog besprochen hätten, wäre das ja auch eine richtig schöne Sache und ist es eigentlich trotz allem Luther-Booms (jetzt englisch ausgesprochen) tatsächlich immer noch: Die Barnimer Baumschulen Biesenthal, ein Betriebszweig der Hoffnungstaler Werkstätten für Menschen mit Behinderung, haben eine neue Apfelsorte kreiert: Den Apfel „Martin Luther“. Und natürlich, wie schon bei der Rose, ist das keine Hau-Ruck-Aktion, sondern seit vielen Jahren geplant: Schon seit 2013 konnten sich kirchliche Einrichtungen und eigentlich alle anderen auch einen Luther für den Garten bestellen. Am 21. Oktober werden nun die ersten 95 Exemplare dieses Apfelbaumes übergeben. Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zuluthern können. Wir würden dazu ja die Birne Katharina empfehlen, doch die gibt es laut Auskunft von Google nicht. Dann eben Birne Helene.

Einundzwanzig Tage noch. Lassen Sie sich nicht unterluthern.