Alaaf! Helau! Wuppdika! Laterne Laterne! Rabimmelrabammelrabumm! Prost!
Was auch immer Sie an diesem Tag so gerufen haben, ob Sie Glühwein getrunken haben, Kölsch oder Alt: Heute war vielerorts was los auf den Straßen. Während die Narren den Beginn des Karnevals/Faschings/wasauchimmer einläuteten, zogen anderswo kleine Kinder mit ihren Laternen freudestrahlend durch die Straßen, nachdem sie die berührende Geschichte des Heiligen Martin, Bischof von Tours, gehört hatten.
Jener Martin war übrigens ein echt übler Migrant: Geboren im heutigen sicheren Herkunftsland Ungarn, groß geworden in Italien, später Bischof im heutigen Frankreich. Aber das nur nebenbei. Bekannt geworden ist er durch die Ernsthaftigkeit, mit der er seinen Glauben lebte. Vor allem durch seine Zuwendung zu den Armen. Die bekannteste Erzählung ist die, die viele Kinder an vielen Orten heute wieder gehört haben: Wie er als Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte.
In dieser Nacht, so geht die Überlieferung weiter, habe er im Traum Jesus gesehen, bekleidet mit dem halben Mantel. Das erinnert an das Wort von Jesus im Matthäusevangelium, Kapitel 25:
Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. (...) Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Vielleicht hätte man alle jene, die da jeden Montag gegen alles Fremde auf die Straße gehen, heute mal zwangsverpflichten sollen, an einem dieser Martinszüge teilzunehmen. Das christliche Abendland verteidigen: Das geht nun mal nicht, indem man sich abschottet, indem man Menschen ausschließt, indem man Hilfe verweigert und schon gar nicht, indem man Hassparolen skandiert. Denn das ist zutiefst christlich: Allen, die Hilfe benötigen, diese Hilfe auch zukommen zu lassen. Und dabei eben nicht auf die eigene Bequemlichkeit zu achten. Sondern auch zu verzichten. So, wie der heilige Martin dem Bettler half, indem er seinen Mantel teilte. Unbequem, so ein halber Mantel. Unbequem, zu teilen. Unbequem, sogar gefährlich, Jesus nachzufolgen.
Die Menschen in Köln und diesem kleinen Dorf auf der anderen Rheinseite (irgendwas mit D, mehr lässt mich meine rheinische Frau nicht darüber schreiben) kennen das: Schon immer sind Menschen aus vielen Ländern hier hergezogen. Bunt sein, das gehört in Köln und ganz besonders im Ruhrpott einfach dazu. Polnische Namen, Türkinnen, die breitestes Kölsch sprechen: Das alles ist hier normal. Und alle feiern gemeinsam.
Teilen. Abgeben. Oder wie es von der ersten Gemeinde in der Apostelgeschichte 2, 44 heißt: „Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.“ Ja, ich weiß: Auch ich selbst bin bequem. Bin oft nicht bereit zu teilen, abzugeben, was ich habe. Finde Argumente, warum ich nun doch den ganzen Mantel selbst brauche. Martin hat's vorgemacht, wie es geht. Und Jesus natürlich. Kennen Sie den?