Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, deren Nachname in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist. Neben dem Autor dieser Zeilen, der für sich das „Kuscheln“ beansprucht, ist es vor allem Joseph Kardinal Frings, der zumindest im Kölner Raum bis heute bekannt ist.
Denn in seiner Silvesterpredigt 1946, in einer Zeit, als die Not groß war und viele sich notgedrungen Kohle von den Zügen klauten, rechtfertigte er diese Art von Mundraub, um die eigene Not zu lindern: „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann. Aber ich glaube, dass in vielen Fällen weit darüber hinausgegangen worden ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverzüglich unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt es keine Verzeihung bei Gott.“
####LINKS####Die Kölner Bevölkerung war begeistert. Das Wort „fringsen“ für „Mundraub begehen“ war erfunden. Keiner musste erfrieren, oder wenigstens weniger Menschen. Und Frings bekam die Ehrenbürgerwürde Kölns, als bisher einziger Kölner Erzbischof.
Vielleicht hatten jene Diebe in Suffolk, Virginia, USA, ja auch von Bischof Frings gehört. Allerdings haben sie es doch ein wenig übertrieben: Sie stahlen nicht ein paar Kohlen vom Zug, sondern gleich die ganze Heizung. Und die wog immerhin fünf Tonnen und enthielt eine Menge wertvolles Kupfer, auf das die frierenden Ganoven es vermutlich abgesehen hatten.
Ziemlich cool dann doch die Reaktion des zuständigen Pfarrers Ronnie Boone: Die Diebe hätten gar nicht stehlen müssen, um zu überleben. Sie hätten von der Gemeinde auch jederzeit Essen oder sogar Geld bekommen, wenn sie in Not sind. Nur mögen sie sich doch bitte nicht auch noch an heiligen (metallenen) Gegenständen vergreifen.
So bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass die Polizei den Dieben ordentlich einheizt. Und dass die Gemeinde sich in dieser kalten Jahreszeit auch am gemeinsamen Gebet wärmen kann. Kohle könnte die Baptistengemeinde in Suffolk jetzt wahrscheinlich auch ganz gut brauchen.