Nur ein Wort: re:publica! Als eingefleischter Social-Media-Dings war ein Besuch dieser weltallergrößten, besten, stärksten, besuchtesten, internationalsten und überhaupt allesten Veranstaltung der gesamten weltweiten Twitterwelt für mich natürlich Pflicht. Leute sehen! Sessions besuchen! Twittern! Es völlig normal finden, dass alle mitten im Gespräch ihr Smartphone rausziehen und grade mal irgendwas twittern müssen. Ach, was war das schön. Auch wenn ich aus dienstlichen Gründen diesmal nur die Hälfte der Zeit dabei sein konnte.
Ich weiß nicht mehr, wer die re:publica mal mit einem Kirchentag verglichen hat. Hat schon was: Leute treffen, die so ähnlich ticken wie man selber. Eine große, eingeschworene Gemeinschaft.
Ja, Kirchentagsfeeling irgendwie. Dieses Jahr sogar mit – man höre und staune – einem Raum der Stille. Ja, man stelle sich vor: Manchmal wird selbst dem übereifrigsten Twitterer/der übereifrigsten Twittererin das ganze Treiben zu viel. Aber Smartphone ausschalten geht ja irgendwie nicht. Nee, das ist gegen die Ehre. Deshalb gibt es jetzt die Raum-der-Stille-App: Nennt sich Offtime. Hatte einen eigenen Raum auf der Re:Publica. Wer wollte, konnte dort sein Smartphone abgeben. Oder es unter Aufsicht dann vielleicht doch ausschalten. Oder einen Akkupack zum Smartphone aufladen mitnehmen.
####LINKS####Ach ja, Raum der Stille. Also, irgendwie sehr in weiß gehalten. Gab was zu Trinken mit Gurkengeschmack, biologisch, ökologisch und aus der Region. Wer wollte, konnte auf ein großes Blatt schreiben, was er/sie in der eigenen offtime denn so tut, und sich damit fotografieren lassen.
Hm. Liebes Offtime-Team, vielleicht solltet ihr mal auf einen Kirchentag gehen. Ich glaube, ihr könntet noch ein bisschen was von uns lernen. Davon, wie ein Raum der Stille aussehen kann. Wie er wirklich zu einem Schutzraum werden kann, der den ganzen Trubel aussperrt. Durch die ganze Gestaltung mit Farben, Licht, vielleicht Kerzen. Mit einer Gestaltung, die die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt konzentriert.
Ja, ich weiß, das wolltet ihr wohl auch gar nicht unbedingt erreichen. Aber probiert es doch mal aus. Das muss noch nicht mal auf dem Kirchentag sein: Ganz viele Kirchen stehen tagsüber offen. Gerade in Berlin ist für mich die Gedächtniskirche ein wundervolles Beispiel, wie mitten im Großstadttrubel ein solcher Raum der Stille entstehen kann.
Ach übrigens: Oft ist es sogar völlig unnötig, das Smartphone auszuschalten. Die alten, dicken Kirchenmauern reichen, alle Kommunikationsversuche draußen zu halten. Sofern nicht so ein internetverseuchter Pfarrer wie Kollege Knut Dahl ein WLAN installiert hat.
Wie und wo auch immer: Kommen Sie mal zur Ruhe. Nehmen Sie sich eine Auszeit/Offtime. Mit App oder ohne.
Update: Ein paar Reaktionen auf den Artikel auf Twitter https://storify.com/citykirche_sw/raum-der-stille-auf-der-rp14