Wenn man, so wie der Autor dieser Zeilen, einerseits evangelisch und andererseits mit mehreren (in Worten: vier) Kindern gesegnet ist, kommt es das eine oder andere Mal vor, dass man sich zwecks Konfirmationsschmuckmaterialaussuchung plötzlich in einem Konfirmationsschmuckundanderebastelundschreibwarendingegeschäft wiederfindet. Was es da alles gibt! Kerzen in allen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen. Tischdeko-Streumaterial in Fischform. Einheitlich durchdesignte Einladungs-, Menü-, Tisch- und Dankeskarten, sozusagen die käufliche Corporate Identity für die eigene Konfirmation. Häschen, Blümchen, Kerzenständer, Gläser, ach überhaupt.
Herzallerliebst fand ich allerdings diese wunderschönen kleinen Konfirmandinnen und Konfirmanden, respektive Kommunionskinder. Voll in weiß, Hände brav gefaltet. Der Junge auf einer Torte (?) stehend.
Da hat doch dieses Konfirmationsschmuckundanderebastelundschreibwarendingegeschäft tatsächlich die Lösung für alle unsere kirchlichen Probleme gefunden! Sie wissen schon: Nicht nur die Zahl der Kinder insgesamt geht zurück, sondern insbesondere auch der prozentuale Anteil derjenigen, die diesen Konfirmandenunterricht ein oder sogar zwei Jahre über sich ergehen lassen, weil es ja nachher ordentlich Geld dafür gibt. (Diejenigen, die es aus anderen Gründen taten, waren meines Erachtens wohl schon immer in der Minderheit).
Andererseits steigt die Zahl derjenigen, die diesen Konfirmandenunterricht nicht mehr so wirklich brav an sich vorbei plätschern lassen, sondern sich derweil mit anderen Dingen, etwa dem Nachbarn/der Nachbarin oder dem eigenen Smartphone beschäftigen. Eine große Herausforderung für Pfarrerinnnen, Pfarrer und alle, die Konfirmandenunterricht halten (Konfirmandenarbeit machen – wie auch immer man es heutzutage bezeichnet.)
Wäre doch schön, wenn es wieder etwas ruhiger und gesitteter zugehen würde, seufzt da so mancher Pfarrer, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Und wenn gleichzeitig die Zahl der zu Konfirmierenden wieder leicht ansteigen würde.
Nichts leichter als das: Für wenige Euro überlässt Ihnen dieses Konfirmationsschmuckundanderebastelundschreibwarendingegeschäft so viele Konfirmandinnen und Konfirmanden, wie Sie nur wollen. Stören den Unterricht nicht. Sehen adrett aus. Schmutzen nicht. Beten mit Hingabe. Die Jungs stehen auf Torten. Was für ein angenehmer Konfirmandenunterricht. Und sie machen's, abgesehen von der paar Euro fürs Konfirmationsschmuckundanderebastelundschreibwarendingegeschäft, auch nicht wegen des Geldes. Wer Angst hat, sie würden im Lauf der Zeit verstauben wie so manche Theologie, der kann auch die in Plastik verpackte Version nehmen, die ist noch extra geschützt.
Ach, aber irgendwie wäre das dann doch langweilig. Auch wenn ich diese Sehnsucht nach einer heilen Welt mit herzallerliebsten Kommunions-/Konfirmationskindern durchaus nachvollziehen kann: Ich nehme dann doch lieber die echten. Mit Krach, Schmutz und Stress. Aber eben auch mit Leben.
Morgen ist übrigens Weißer Sonntag, wie die Katholiken sagen. Zumindest in unserer Gegend hier ein typischer Kommunions- und teilweise auch Konfirmationssonntag. Ich wünsche allen, die an diesem Wochenende feiern, dass sie spüren: Es ist noch mehr an diesem Tag als adrett aussehen, die Hände falten, auf einer Torte stehen und Geld bekommen.