Ganz Feiertagskalender ist von kirchlichen Feiertagen besetzt. Ganz Feiertagskalender? Nein! Ein von unbeugsamen Arbeitern besetzter 1. Mai hört nicht auf, ebenfalls ein Feiertag zu sein.
Ja, wir Pfarrer (und Pfarrerinnen natürlich) haben irgendwie schon einen doofen Beruf: Immer, wenn andere frei haben, haben wir Hochkonjunktur: Weihnachten, Ostern, Pfingsten – immer gibt es besonders viele Gottesdienste zu halten.
Neben dem 3. Oktober ist der 1. Mai einer der wenigen Tage, an denen wir auch mal ausspannen können. Wären da nicht Organisationen wie der „kirchliche Dienst in der Arbeitswelt“ (kda) oder die „Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen“ (afa) – so jedenfalls heißen die evangelischen Einrichtungen in Bayern, aber es gibt sie überall: Die christlichen Arbeitnehmerorganisationen. Kirche ist da, wo sie gebraucht wird. Kirche streitet für die, die Probleme mit ihrem Arbeitgeber haben. Kirche setzt sich ein für gute Arbeitsbedingungen, geregelte Arbeitszeiten, gerechte Entlohnung. Bei uns in Schweinfurt gibt es darum auch am 1. Mai einen Gottesdienst. „Sozialpolitischer Gottesdienst zum 1. Mai“, um 9:30 in der Gustav-Adolf-Kirche. Es ist gut, finde ich, dass da Menschen sind, die sich für diese Anliegen einsetzen.
Ja, ich weiß: Auch Kirche als Arbeitgeber ist nicht immer völlig gerecht. Auch bei uns gibt es Missstände, die beseitigt werden müssen. Nobody's perfect – auch die Kirche nicht. Aber wir arbeiten daran. Und meines Wissens ist der Prozentsatz der Anstellungsverhältnisse, die in irgend einer Form ungerecht, ja ausbeuterisch sind, im Verhältnis zu anderen Arbeitgebern sehr klein. Immer noch zu viel, aber ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg.
Zum Glück aber muss auch bei Pfarrern nicht jeder alles machen. So wichtig diese Aufgabe ist: Morgen genieße ich meinen freien Tag. Das gehört schließlich auch zur Arbeit: Ausspannen. Freie Zeit. Ich wünsche einen schönen Feiertag. Auch denen, die morgen arbeiten müssen.