Die Gideonbibel. Kennen Sie bestimmt. In nahezu jedem Hotel liegt sie aus: Das vom Gideonbund kostenlos verteilte Buch mit dem Neuen Testament, den Psalmen und den Sprüchen. Viel Arbeit, Herzblut und auch Geld nehmen die Geschäftsleute dafür auf sich, die sich im Gideonbund zusammengeschlossen haben. Eine Arbeit, die wirklich Anerkennung verdient, selbst wenn man die eher evangelikale Grundausrichtung („Heute übergebe ich mein Leben Jesus Christus und erkenne ihn als meinen Herrn und Retter an. Name, Datum, Unterschrift“) etwas gewöhnungsbedürftig findet.
Ein Hotel in Newcastle hat nun die Bibeln rausgeschmissen und durch eigene ersetzt: In jedem Hotelzimmer liegt ein Kindle mit der elektronischen Version der Bibel. Weitere Buchtitel kann der geschätzte Hotelgast für die Dauer seines Aufenthalts, äh ja, buchen.
####LINKS####Nun überlege ich selbst: Ist das besser? Schlechter? Besser: Viele werden erst einmal neugierig das Gerät in die Hand nehmen. Schauen, was da drauf ist. Und die Bibel öffnen. Anfangen zu lesen – vielleicht irgendwo hängen bleiben. Oder schlechter: Einfach grob durchblättern und an irgend einer beliebigen Stelle anfangen zu lesen – ein fett gedruckter Satz, der einem ins Auge springt; eine Überschrift, die das Interesse weckt. Nein, das geht in Ebooks nicht so leicht wie in der gedruckten Version. Aber einen Versuch ist es wirklich wert, finde ich. Würde mich wirklich interessieren, wie die Gäste mit diesem Angebot umgehen (aber auch, wie viele überhaupt die bisherige gedruckte Bibel in die Hand genommen haben.)
Für mich bleibt allerdings die Frage offen: Wie verhindert das Hotel, dass die Gäste den Kindle „aus Versehen“ zusammen mit dem schönen Hotel-Badetuch, dem Besteck aus dem Restaurant und dem Feuerzeug mit dem Hotel-Logo in ihren Reisekoffer packen und dann jahrelang „vergessen“, ihn wieder zurückzubringen?
Vielleicht ist das ja der eigentliche Grund, warum eine Bibel vorinstalliert ist. Nicht zu Missionszwecken, sondern als Diebstahlsicherung: Eine Bibel zu klauen, verursacht bei manchen Menschen vielleicht doch noch etwas mehr Gewissensbisse als ein Handtuch.