Quasi Sonntag

Quasi Sonntag

Vorgestern war er wieder: Der Sonntag Quasimodogeniti. Was für ein seltsamer Name. Gut, für die Lateiner ist das natürlich überhaupt kein Problem. „Wie die neugeborenen Kinder.“ Der Name kommt von der früheren lateinischen Antiphon: Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite. (1. Petr 2, 2: Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch).

Heute aber denken unbedarfte, nicht kirchlich sozialisierte Menschen dabei wohl eher an einen gewissen buckligen und abgrundtief hässlichen Glöckner von Notre Dame in Paris. (Das ist insofern gar nicht so verkehrt, als er seinen Namen von eben jenem Sonntag hat – an diesem Tag wurde er als kleines Kind auf den Treppen von Notre Dame gefunden. Aber wer weiß das schon.)

Daher gab es auf Facebook nun der Vorschlag: Sollte man diesen Sonntag nicht besser umbenennen, um ihn von dieser ach so hässlichen Assoziation zu befreien? Wir finden: Das ist eine tolle Idee! Aber wenn schon, das sollten wir konsequent vorgehen und gleich noch weitere Sonntage von ihren abstrusen Namen befreien. Mit der Hilfe von www.daskirchenjahr.de findet ja auch der kirchenjahresmäßig völlig Unbefleckte jeden Sonntagsnamen und die dazugehörigen Erklärungen.

Also wie wäre es...

Quasimodogeniti

Wie gesagt: Lateinisch für „wie die neugeborenen Kinder“. Erinnert an Quasimodo. Und das „Geniti“ womöglich – ach, lassen wir das lieber. Warum nicht gleich „Kindersonntag“? Oder „Heute ist Familiengottesdienst“. Im Hinblick auf die in 1. Petrus 2,2 erwähnte Milch vielleicht auch Laktosesonntag. Oder gleich galaktischer Sonntag. Aber was ist dann mit den Veganern? Ach, es ist alles nicht so einfach.

Misericordias Domini

Auch wieder so eine lateinische Antiphon. Die Erde ist voll der Güte des Herrn, Psalm 33,5. „Domini“ kennt heute keiner mehr. Wahlweise denkt man dabei an gewisse Damen oder einen guten Rotwein. Und dann fängt der Name noch so mies an. Dias schaut heute auch keiner mehr, höchstens noch Powerpoint-Präsentationen (die sind auch oft mies, ja). Vielleicht „Sonntag der miesen Powerpoint-Präsentationen von leckerem Rotwein“? Könnte man gut Abendmahl feiern an diesem Tag.

Jubilate

Jubilate deo, omnis terra! Jauchzet Gott alle Lande! Psalm 66,1. Als Englisch-Kenner erkennt man darin höchstens noch das Wort „late“ für „spät“. Vielleicht eine Anregung, an diesem Tag den Gottesdienst erst abends zu feiern? Aber wer oder was ist Jubi? Vielleicht die Jugendbibliothek der Gemeinde.

Kantate

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! (Ps 98, 1a)

Nun ja – viele kennen vielleicht noch die Kantine. In der gebildeteren Bevölkerung ist eine Kantate durchaus noch ein Begriff, schließlich ist man evangelisch und kennt seinen Josef Sebastian Bach. Könnte man ausnahmsweise stehenlassen, diesen Namen. Und zum Mittagessen einladen.

Rogate

Rogate heißt „Betet“ oder „Bittet“ - an diesem Tag wurden früher Bittgänge für eine gute Ernte auf den Feldern veranstaltet. Der politisch gebildete Weltbürger von heute stellt den Sonntag in eine Reihe mit diversen „gates“ (abgeleitet von Watergate). Insbesondere die Piratenpartei hat da ja so eine ganze Liste dieser so bezeichneten Skandale – #kevingate, #esogate und was weiß ich noch alles. Bekannt war auch mal ein #nipplegate, aber welche Dame da gemeint war, ist mir entfallen. Ach ja, und das #antennagate beim iPhone. Und und und...

Aber was ist das Ro-Gate? Vielleicht ist es ein Sonntag, an dem man sich seiner Fehler bewusst wird. Ein Tag der Buße und der Vergebung. Wie wäre es mit der Bezeichnung Buß- und Bettag? Ach nee, der wurde ja abgeschafft.

Exaudi

Und wieder die Antiphon: Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich! (Ps 27, 7)

Also, bei uns heißen die Exen offiziell Stegreifaufgabe. Und warum immer nur Audi beworben werden soll, ist mir schleierhaft. Zumindest die deutschen Autoproduzenten sollten wechselweise drankommen. Stegreifaufgabe-Volkswagen, schriftliche-Abfrage-BMW, Probe-Opel, Schulaufgabe-Mercedes – hört sich zwar alles nicht toll an, aber Gerechtigkeit muss sein.

Trinitatis

Gerade wir Franken dun uns mid diesem Word unheimlich schwer. Driniddaddis. Hab ich schon mal trüper geschriem. Bidde mal was mid nur weichem d. Oter ganz ohne. Einfach übersetzen: Dreieinichkeid. Na ja. So was hald.

1. Sonntag nach Trinitatis

Ja, das geht dann ja auch noch über 20 Sonntage so weiter. Wie unkreativ. Die könnten alle auch mal einen eigenen Namen bekommen. Aber darüber schreiben wir vielleicht ein anderes Mal.