Ökumenisches Klopapier

Ökumenisches Klopapier

Papstbesuch in Spanien. Viel Aufregung und viel Tamtam rundherum. Und natürlich versuchen alle möglichen Unternehmer, ihre ganz besonderen Erinnerungsstücke an den fröhlichen Pilger loszuwerden. Den Vogel abgeschossen hat in meinen Augen ein Toilettenpapierproduzent, der zwei Klopapierrollen – eine weiß, eine katholisch-gelb – zum absoluten Sonderpreis von 2,76 Euro im „I love el Papa“-Paket anbietet. Natürlich nicht, weil sie meinen, der Papstbesuch sei für den, nun ja. Nein: Bunte Klopapierfahnen sollten nach dem Willen der Firma die Straßen säumen. Ob diese limitierte Sonderauflage der Verkaufsschlager schlechthin wurde oder das Papier doch eher den Bach runterging, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich finde: Das sollte uns hier in Deutschland doch ein Vorbild sein für richtig gute Artikel rund um den Papstbesuch. In Deutschland, dem Land Luthers und anderer Reformatoren, sollte dabei aber nicht nur der Papst, sondern vielmehr die Ökumene im Vordergrund stehen. So nun also mein Aufruf an alle Produzenten deutschlandweit: Rüstet eure Maschinen um, produziert was das Zeug hält, schlimmer als Klopapier kanns nicht werden! Hier ein paar Vorschläge, was Sie den freudigen Pilgern aller Konfessionen so anbieten könnten:

Ökumenisches Klopapier

Nun, das ist natürlich einfach: Statt gelb und weiß, wie in Spanien, säumen gelbe (katholisch) und lila (evangelisch) Bänder gemeinschaftlich die Straßen, die öffentlichen Toiletten, die Kirchenbänke allerorts und am besten sogar das Papamobil. Vielleicht kann man sogar noch Christo, den Verpackungskünstler, dazu bewegen, auf die Schnelle noch den Kölner Dom und den Hamburger Michel in Klopapier einzuhüllen. Limitierte Auflage? Von wegen! Noch Jahre später wird es in ganz Deutschland kein anderes Klopapier zu kaufen geben, wenn wir die Produktion jetzt konsequent hochfahren. Eine nationale Aufgabe, nicht nur ein paar Straßenzüge, sondern ganz Deutschland in gelbes und lilafarbenes Klopapier zu hüllen.

Ökumenisches Wetterhäuschen

Zugegeben: Das mit dem ökumenischen Klopapier war nun nicht so sonderlich kreativ. Aber kennen Sie noch diese Wetterhäuschen? Bei schönem Wetter kommt auf der einen Seite ein hübsches Mädchen raus und schaut fröhlich in die Gegend, bei schlechtem Wetter durch das andere Türchen ein eleganter Mann in Regenkleidung mit Regenschirm. Diese zwei könnte man doch leicht durch Papst Benedikt XVI und Präses Nikolaus Schneider ersetzen. Nun ist nur noch zu klären, wer von den beiden fürs schlechte Wetter zuständig ist und wer fürs gute. Und ob es um das reale Wetter geht oder um die „ökumenische Großwetterlage“. Beides Fragen, an denen sich Ökumene-Kommissionen die nächsten hundert Jahre die Zähne ausbeißen können. Vielleicht sollte man auf beiden Seiten beide Figuren installieren, einmal gut und einmal schlecht gelaunt. Und wo bleiben eigentlich die Altkatholiken, die Methodisten, die diversen Freikirchen, die Ostkirchen und was es noch so alles gibt? Am besten sollte dieses Wetterhäuschen eher so um die zwanzig verschiedene Ausgänge haben, durch die das jeweilige Kirchenoberhaupt herausschaut, falls die jeweilige Kirche, Konfession etc. aktuell ökumenisch gut gestimmt ist. Eine geschlossene Tür dagegen symbolisiert – nun ja: Genau das. Eine geschlossene Tür zur Ökumene.

Ökumene-Bier

Immer wieder gerne wird ein Bier einer bestimmten Person oder einem Ereignis gewidmet. So dauerte es nach der Papstwahl nur wenige Stunden, bis die Brauerei Weideneder in Marktl, der Heimat des Papstes, ein Papst-Bier ausschenkte. Leicht in Vergessenheit geraten ist darüber die Tatsache, dass unserem EKD-Ratsvorsitzenden schon sehr lange ein eigenes Bier gewidmet ist. Klar: Die Schneider-Weisse. Da der Papst ja normalerweise ganz in Weiß auftritt, ist dieses Bier an sich schon zutiefst ökumenisch; wir schlagen jedoch vor, ein Ökumene-Pack aus einer Flasche Papst-Bier und einer Flasche Schneider-Weisse in limitierter Auflage von 2 Millionen Packungen zum Preis von je 12,95 Euro auf den Markt zu bringen. Das wird sicher ein riesiger Verkaufserfolg. Das Paket wird in 50 Jahren horrende Preise auf dem Sammlermarkt erzielen.

Ob eine 1:1 Mischung aus beiden Bieren allerdings auch mundet, konnten wir mangels Testobjekten noch nicht nachvollziehen.

Ökumenische Zahnpasta

Wer wundert sich nicht über die Streifen in der Zahnpasta. Die Sendung mit der Maus erklärte einmal, wie sie hineinkommen. Aber warum sollten diese Streifen immer grün oder blau sein? Wir schlagen vor: gelb und lila. Was sonst. In den Geschmacksrichtungen „Fegefeuer“, „Versöhnung“, „ewiges Leben“ und „Paradies“. Das Mitbringsel für Pilger schlechthin.

USB-Stick

Auch die moderne Technik hält Einzug ins Merchandising. Ein ökumenischer USB-Stick hat jedoch an beiden Enden einen USB-Anschluss. Und er enthält eine Übersetzungssoftware: Deutschsprachige Word-Datei auf dem Stick speichern, Stick umdrehen, Datei neu laden: Schon ist sie in perfektem Latein abgefasst. Das geht natürlich auch andersrum – der Traum aller Gymasiasten, die bis zu diesem Papstbesuch unter lateinischer Grammatik litten und Vokabeln pauken mussten. Der Papst erlöst sie von diesen Leiden. (Auf Anfrage ist auch eine Version für Open-Office-Dokumente erhältlich.)

Deo

Was nicht fehlen darf angesichts hochsommerlicher Temperaturen und drängender Enge, ist ein Deo für die jubelnden Massen. Namensvorschlag: Deo „soli gloria“. Die Flasche hat zwei Düsen mit unterschiedlichen Duftnoten. Die katholische Düse versprüht einen angenehmen Weihrauchduft. Die evangelische Düse – hm. Wie riecht eigentlich evangelisch?

Schlüsselanhänger

Natürlich gehört auch ein praktischer Schlüsselanhänger zur Grundausstattung eines jeden Papstbesuchbesuchers. Wie schön: So ein Ding hat von Natur aus zwei Seiten. Auf der einen Seite das Konterfei von Benedikt, auf der anderen Seite Präses Schneider. Aber ach, wiederum die Frage: Was ist eigentlich mit all den anderen Konfessionen und Kirchen? Und was überhaupt mit den diversen evangelischen Landeskirchen? Und wenn wir so viele protestantische Vertreter/innen abbilden, müssten dann aus Gründen der Gleichberechtigung nicht auch noch die katholischen deutschen Bischöfe abgebildet werden? Der Schlüsselanhänger sieht daher eher aus wie ein kleiner Ball mit Tausenden winziger Bildflächen. Ein Mikroskop zum Betrachten der einzelnen Bilder wird selbstverständlich mitgeliefert. Dessen Linsen kann man dann ja mit Klopapier reinigen. Viel Spaß!