Rasten statt Rasen

Rasten statt Rasen

Mittlerweile dürften die meisten aus dem Urlaub wieder heimgekehrt sein, einige schon die ersten Lebkuchen verspeist haben, andere haben bereits beherzt den Knopf betätigt, der die Heizung in den Winter-Modus versetzt. Wie viele Urlaubs-Kilometer die Leserinnen und Leser dieses Blogs wohl auf der Autobahn verbracht haben? Allein bei mir waren's – aus nicht so leicht zu erklärenden Gründen, wo doch das Ziel gar nicht so weit weg war – über dreitausend in den letzten drei Wochen.

Gestern, auf der definitiv letzten Autobahn-Fahrt meiner Urlaubszeit, war es grade mal wieder Zeit für ein kleines Päuschen, als wir auf der A3 an der Raststätte Medenbach vorbeikamen. Nachdem wir den auf 3000 km schon beachtlich dick gewordenen Stapel Sanifair-Gutscheine erfolgreich gegen Schokolade und Getränke eingetauscht hatten, fiel unser Blick beim Rückweg zum Auto auf ein einfaches Gebäude, das doch ziemlich eindeutig eine Kirche darstellte. Ach ja, hier gibt's ja eine Autobahnkirche. Und was ein echter Pfarrer ist, der kann natürlich an so einer besonderen Kirche nicht vorbei, Urlaub hin oder her. 

Schokolade und Getränke im Auto deponiert und ab zur Kirche. Erster Eindruck: Irgendwie ein bisschen trostlos, viel Beton in verregneter Umgebung. Eine Art Kreuzgang mit einer Reihe Bäume umgibt den Innenhof, in dem – als würde es noch nicht genug regnen – kleine Brunnen vor sich hin plätschern.

Dann: Die Kirche von innen.

Angenehme Ruhe statt Autobahnlärm.

Backstein statt Beton.

Ein paar Kerzen brennen, durch das Dach fällt warmes, gedämpftes Licht.

An der großen Wand: Steinplatten.

Erst auf den zweiten Blick erkenne ich das Kreuz, das dort entsteht, wo die Platten fehlen.

Ein Anliegen-Buch liegt aus. Menschen schreiben hinein, was sie bewegt, und in regelmäßigen Andachten wird das, was da geschrieben ist, im Gebet vor Gott gebracht. Hinterher lese ich auf der Website: Es ist schon das 23. Buch seit der Einweihung 2001. Jedes Buch hat 1000 Seiten.

Auch wenn wir nur einen kurzen Moment verweilen und ich die meiste Zeit mit Fotografieren beschäftigt bin, bleibt doch etwas hängen von dieser Oase der Ruhe direkt an der lauten und schnellen Autobahn. Gut, dass es solche Orte gibt. Vielleicht sollten wir öfter hier rasten.

Fotos: Heiko Kuschel
 

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