Weihnachten auf Verdacht

Spiritus Blog - geistvoll in die Woche
Weihnachten auf Verdacht
es hilft nichts, man muss losgehen

Also:  wer hat versprochen, dass es beim Stern hell wird?
Eine Stimme.
Ist Verlass auf Stimmen?
 

Immer ziehen wir auf Verdacht los,

schlingern über Grünstreifen, streifen die Bande und

können die  Spur nicht immer halten.
Und kommen erstaunlich oft heil an. 

 

Man ist auf das Leben nicht vorbereitet.

Man hat seine fünf Sinne, auf dem Land sechs, und auch ein Gehirn.  
So entsichert wird man geboren. Jesus auch.

Wenn nicht geht, was wir wollen, geht Besseres.

Lena wollte ihren neuen Mann zu Hause zeigen zu Weihnachten, Überraschung!

Er hatte sich eine französische Gans vorgestellt, also zum Essen, die er mitgebracht hätte, vor  allem aber ihr gemeinsames Kind unterm Herzen.  Käme Jesus und wäre unser Gast, segnete er, was er beschert hätte. Alles anders diesmal wegen krank.
Jetzt legen sie ab dem 4. Advent etwas vor die Wohnung täglich: Kindersocken, Mützchen,  einen Schnuller und das Bild einer Gans, die sie im Hochsommer neben der Tanne im Park  auf der Picnic-Decke mit den Eltern verspeisen werden.

Lebenslang wird das neu Geborene improvisieren müssen - wie seine Eltern und Großeltern.

Sascha darf zu Weihnachten gar nichts, denn er hat Dienst auf Intensiv. Manchmal zündet er heimlich eine Kerze an neben den Apparaten, nur kurz. Während sie brennt, betet er: Gott, komm mal hierher bitte. Jetzt! Dann zeigt er der Kerze für drei Atemzüge den Menschen im Bett -  wenn die Flamme brennt, ist sein Gott da, das hat er im Krieg in Sarajevo geübt. Da war die kleine Flamme stärker als die großen.
Anderntags atmet Frau Kösel wieder selber. Sie hat es sich überlegt und möchte am Leben bleiben. Zufall?

Sven spielt abends auf seinem Balkon mit kalten Fingern auf der Gitarre Lieder. Er hat nie vor Leuten gespielt, schon gar nicht gesungen. Jetzt singt er das Halleluja von L. Cohen. Nur das, mehr kann er nicht. 

Wir sind auf das Leben nicht vorbereitet. Nie. Wir sind das Wehrloseste,  was sich die Natur hat ausdenken können. Nackt und zu früh geboren, um selber zu laufen. Ausgestattet mit  einer Haut, dann mit einem Hemd für die Haut, dann mit Häusern für Hemd und Haut -  und zum Schluss mit Kirchen, dieser Haut aus Sinn. Wer denkt sich sowas aus? Wer spürt, dass alles  fließt und sich miteinander bewegt. Wer bereit ist sich auf die Stimme zu verlassen, die sagt: beim Stern wird es hell. Die Vertrauen sind, bereit weit zu gehen. Unvorbereitet. Und es geht.

Maria klopft gegen Türen, die verstummen. Josefs Hemd ist nass. Das Wesen im Bauch zappelt. Die Apparate melden erhöhte Temperatur. Der Esel tut, was er soll: weitergehen. Und es erscheinen Suppentöpfe, Socken, Kerzen und Klänge wie von weit her. Unvorbereitete Ochsen, verwirrte Wirte, magische Herrschaften.
Über ihnen der Stern. 

Also: Geht los - es wartet einer auf Euch, der ist unvorbereitet wie alle. Er wird unterwegs lernen, wie es ist göttlich zu werden. Genau das wird er uns, seinen Geschwistern zeigen.

Also: Fürchtet euch nicht.