Wow.

Wow.
Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten. Durch mein Insta fliegt ein Predigt-Videoschnipsel eines Megachurch-Pastors.

Es geht in der Predigt um den Umgang mit Kritik. Und darum, dass es letztlich entscheidend sei, was G*tt über eine*n sagen werde.
Am Ende, sagt der Prediger, werde er G*tt in die Augen schauen - und dann, so wünsche er sich, würde G*tt sagen: Wow, du! Super gemacht! Wow!  (Daumen hoch) Das sei das einzige, was er hören wolle.

Der Prediger steht auf einer großen Bühne mit großer Technik. Mit grossem Bühnenbild mit großen Bergen. Er hat ein großes Team und ein großes Publikum. Alles, was er macht, ist groß. Alles um ihn ist groß (außer seine Lederjacke, die ist slimfit).

Er ist in etwa allem das Gegenteil von mir: betont sportlich, betont männlich, betont fresh, betont antiintellektuell und betont theologisch konservativ.
Nur in einem sind wir uns gleich, denke ich, während ich mir das Video noch einmal anschaue: in unserer großen Sehnsucht, dass ein Vater uns in die Augen schaut und sagt: Wow, mein Kind! Super gemacht!

Wofür der Prediger von G*tt gelobt werden will, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, wofür ich so so gern ein Super gemacht! hätte:

Dafür, dass ich neulich ganz alleine eine Küche gekauft habe, obwohl ich das eigentlich nicht kann. Dafür, dass ich jeden verdammten Morgen aufstehe und auf den Balkon gehe und dort atme, wie eine Therapeutin es mir vor Jahren beigebracht hat. Dafür, dass ich diesen einen Typen verlassen habe nach ewiger aussichtsloser Beziehungsarbeit - und das, obwohl ich dachte, ich sterbe. Dafür, dass ich es in den letzten 10 Jahren mühsamst geschafft habe, mich so insgesamt ein kleines bißchen weniger schuldig an etwa allem zu fühlen. Und! Dafür, dass ich neuerdings so eine zusammenfaltbare Nylon-Tasche in meiner Tasche habe und keine instabilen Papiertüten mehr im Supermarkt kaufen muss und mir für einen Moment einbilden kann, ich hätte meinen Shit together.

Wow, mein Kind! Super gemacht! (Daumen hoch!)

Ich weiß nicht, ob G*tt am Ende meines Lebens das sagen wird.

Was ich allerdings weiß, ist, dass am Ende dieser Heiligen Woche mit all ihren 1000 Gefühlen und am Ende von allem, - Spoiler Alert! - dass dann Jesus an einem See ein Feuer machen wird. Er wird Brot rösten und Fisch grillen. Wird in der kleinen Blechkanne den Espresso machen. Und ich glaube, dann wird er sagen: Setz dich erst mal. Iß. Trink. Heut mußt du gar nichts machen und gar nichts gemacht haben. Schon gar nicht super. Einfach nur hier sein genügt. Ich hab dich lieb. Noch ein Espresso?

 


Wochenaufgabe:

Keine - ich kenn dich, du machst eh genug.