Ein Freund von mir wurde letzte Woche aus einer wichtigen Stelle in der Kirche verabschiedet. Es gab einen Gottesdienst, mehrere Segen, viele Grußworte, Gebete, Karten, Facebook-Posts und Zeitungsartikel.
Ich habe Menschen, die ihn auch kennen, gebeten, den Satz „ich erinnere mich“ zu ergänzen und habe auf meiner Schreibmaschine diese Sätze und noch viele mehr für ihn getippt: „Ich erinnere mich an seine Geduld in Diskussionen mit unfreundlichen Trollen. Ich erinnere mich an unser Gespräch 2009. Ich erinnere mich an Schlange-Stehen in Erfurt. Ich erinnere mich an einen durch und durch echten Menschen.“
Und obwohl der Freund zum Glück sehr lebendig ist, war all das ein bisschen wie bei Beerdigungen - mit Nachrufen, Anzeigen, eben Erinnerungen und Leichenschmaus (Häppchen statt Hefezopf allerdings).
Seither denke ich nach über das Abschiednehmen, das anscheinend auch wie Sterben ist. Und darüber, wie oft ich schon auf diese Weise gestorben bin: all die Umzüge, die Stellenwechsel. Die offiziell beendeten Liebesbeziehungen und die langsam ausfransenden Freundschaften. Die fortgegebenen Kleider. Die aussortierten Bücher. Die endgültig kaputte Pfanne. Der Abschied von der, die ich einmal hätte werden können.
Und ich denke an etwas, das Jesus gesagt hat. Eine Stelle in der Bibel, die ich sehr mag, auch wenn ich sie nicht ganz verstehe (aber wann verstehe ich auch schon mal etwas ganz?):
„Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“
Vielleicht üben wir ja mit jedem Umzug und jeder kaputten Pfanne und auch mit all dem, was wir so nicht wollten, schon für die Auferstehung.
Wochenaufgabe also für mich und für dich, wenn du magst:
Sich erinnern an einen Abschied.
Und darin die Auferstehung sehen.
(und natürlich an den*die Bundestagsabgeordnete*n schreiben, wenn noch nicht geschehen, - wegen Moria, das einfach von den Titelseiten verschwunden ist, den Menschenrechten und Christus-in-jedem-Gesicht. Aber das weißt du auch selbst).