Geheimnis jetzt offengelegt - Trinität

Geheimnis jetzt offengelegt - Trinität
Jeder Mensch enthält in sich drei Lebens-Arten: Schöpferkraft, Erbschaft und die Kunst, verbunden zu sein.

Ur-Verbundenheit als Bild für Gott

Das Kirchenjahr hält so seltsame Sonntagsthemen bereit wie ‚Trinitatis‘. Z.B. jetzt am 7. Juni. Das ist lateinisch und damit schon für 90% der Menschheit verloren. Solche Worte stehen in der Kirche wie Nilpferde im Weg. Deswegen gehen manche auch nicht. Andere hören es rauschen. Dieser ganze Apparat aus Abkürzungen bleibt ihnen fremd, selbst wenn man es übersetzt. Etwas erklärt bekommen müssen heißt ja schon: ich bin hier fremd.

 

Gleichzeitig enthalten manche dieser Begriffe oder Themen etwas eigenartig Spannendes.
‚Trinitatis‘ z.B. deutet hin auf eine philosophische Erkenntnis. Die sagt, Gott bestehe gar nicht aus einem Senior mit flammenden Augen. Er sei eigentlich ZWEI. Und die ZWEI reden miteinander -  andauernd.

In der Bibel liest man von Jesus und dem, den man nie sieht - den nennt Jesus ‚Gott-Vater‘. Das sind die beiden, die ZWEI.

Nachdem Jesus ‚in den Himmel‘ zurück ist, hätten die da also permanenten Kaffeeklatsch. Eigentlich wie auch vorher schon, bevor Jesus im Futternapf zur Welt kam. Nur jetzt mit menschlichen Erfahrungen angereicht. Wie nach einer Reise, von der man viel zu erzählen hat.


Gott und Jesus sind dasselbe, nur in zwei Gesprächspartner aufgeteilt. Man ahnt:  Da ist Musik in Gott, wenn es immer hin- und her geht. Takt, Harmonie, Dissonanz, Zwischenraum auch. In den kann man eintreten.


Und man ahnt: Sieht man Jesus, dann sieht man Gott:

Er ist eigentlich immer ‚zu zweit‘ unterwegs. Er redet selbst davon  - z.B. im Johannes-Evangelium: „Ich und der Vater sind eins.“. Er lebt aus einer anderen großen Kraft.

So wie man im Haus einer guten und bewährten Partnerschaft von Leuten gerne zu Gast ist. Wie man im einen Partner einer Freundschaft den anderen mitspürt, selbst wenn der gar nicht im Raum ist.
Wie man einem Menschen abnimmt, dass er etwas unbedingt liebt, eine Idee oder ein Handwerk - so ähnlich konnte und kann man berührt sein in der Nähe Jesu. Man merkt: da ist noch etwas Starkes, vielleicht sogar etwas Magnetisches, das mit ihm geht. Und das ihn ausmacht.

 

Das Faszinierende ist also nicht nur der eine ‚für sich existierende‘  Mensch, sondern der Mensch, der verbunden ist mit anderen, mit der Erde, mit Gott und in der Folge mit sich selbst. Das heißt, eigentlich ist niemand nur bloß ‚er oder sie selbst‘, sondern sie ist, was all die Verbundenheiten aus ihr gemacht haben und machen. Jeder Mensch ist ein wandelndes Netzwerk. In das kann man eintreten wie in einen Beziehungs-Raum. Und genau das macht jeden Menschen erst interessant: Dass man ihm abspürt, was ihn geprägt hat und wer.

 

Das christliche Gottesbild enthält genau diese Polarität. Die Bibel und die kirchliche Tradition sprechen vom ‚Vater‘ und vom ‚Sohn‘. ‚Sohn‘ meint Jesus, der von  seiner Herkunft – dem sog. ‚Vater‘ - inspiriert lebt.

 

Das Dritte, das so eigentümlich sicher beide trägt, nennt die christliche Rede den ‚Heiligen Geist‘. Man liebt sich ‚in einem guten Geist‘. Der geht nach dem Nicänischen Glaubensbekenntnis ‚aus dem Vater und dem Sohn‘ hervor, er erscheint allen und in allen zu Pfingsten. Er trägt dort die Menschen von innen her. Er leuchtet aus ihnen heraus wie aus Jesus -  daher das Bild der Flammen auf den Köpfen. Dieser Geist ist unser dialogisches Sein. Er ist der Dialog selber. Gottesgeist ist, dass wir lieben können.

Wir werden ausnahmslos alle in diesen Raum des Dialogischen hinein geboren.

Wir alle sind das Ergebnis einer Zeugung aus Zweien. Wir wachsen auf im Raum der Zweiheit von Vater und Mutter. Wir binden allein durch unser Geborensein als Baby unsererseits Vater und Mutter aneinander, wir ‚machen‘ sie zu einem Vater und zu einer Mutter (– selbst wenn sie sich trennen). Wir suchen die Zweiheit lebenslang wieder auf.

 

Wir spielen dabei alle Positionen durch, die die christliche Theologie ‚in Gott‘ denken kann: Wir sind Zeugende wie Gott, denn wir setzen Dinge, Ideen, Werke, gar Menschen in die Welt.

Wir sind Geborene wie Jesus, wir erben Haltungen und müssen das Erbe antreten und verwandeln wie Jesus. Wir müssen und dürfen unsere Abstammung leben.

Wir sind Verbindende und Verbundene wie der Geist.

Wir lernen am anderen, wer wir sind. Daher das Wort ‚ein-ander‘. Wir tragen die Gestalt Gottes, die gleichzeitig unsere Lebensgestalt ist, in uns aus wie Maria. So werden wir Geschwister Jesu und mit ihm Gottes Kind.

 

Schöpfer -  Jesus -  Geist

Alles, was wir an Beziehung erleben, läßt sich an unserem trinitarischen Gottesbild ablesen: Gott wird beschrieben als der Schöpfer-Gott, der eine Welt aus sich entlässt wie eine (Gebär)Mutter. Er bleibt aber der gewährende Raum für Leben.

Der gleiche Gott inspiriert die Welt und rüttelt an ihr wie ein Spender von Samen, die aufgehen, wo sie wollen (z.B. vor Jesus Christus in der Botschaft der Profeten). In Gott sind beide Pole miteinander im permanenten Dialog. Man könnte diese Seiten mit menschlichen Bildern als ‚väterlich-männlich‘ und ‚mütterlich-weiblich‘ bezeichnen.

 

Gott wird beschrieben als schaffende unsichtbare Macht (Gott-‚Vater‘-Schöpfer) und gleichzeitig  als leidender Mensch (Jesus-‚Sohn‘). Als Jesus Christus erträgt der schaffende Gott die Folgen dessen, was er in der Schöpfung freigesetzt hat ‚am eigenen Leib‘. Als Jesus Christus reagiert er wiederum schöpferisch und Leben schützend.

 

Gott wird beschrieben als Geist, der diese Paradoxa offenhält und verbindet. Der Geist geht nach dem Nicänum ‚aus dem Vater und dem Sohn hervor‘. Übersetzt heißt das: Wo Geist ist, sind immer beide Pole – Schaffende Kraft und Geschaffenes ertragende Kraft/Männliches und Weibliches/usw. gegenwärtig.

 

Jeder Mensch als Bruder und Schwester Christi enthält in sich alle drei Seiten. Das ist das Skelett seiner sog. ‚Gott-Ebenbildlichkeit‘.

 

Wer es bis hierher geschafft hat, verdient jetzt die Ehrenplakette in Philosophie.