„Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten.“
Diesen Satz habe ich vor vier Wochen zum letzten Mal für den Spiritusblog in meinen Laptop getippt.
Seither habe ich vieles zum ersten Mal gemacht:
Ich bin über Nacht über zwei Landesgrenzen gefahren, bevor sie geschlossen wurden.
Habe in einem Hotel übernachtet, das Menschen, die ich gar nicht kannte, für mich gebucht haben.
Bin in einem ICE im Vorraum gestanden, dabei waren viele Plätze frei. Im Taxi bin ich hinten gesessen, obwohl ich gar nicht meine Ruhe wollte.
Und hab schließlich meine Wohnungstür aufgeschlossen mit einem Aufatmen wie nie zuvor und mein ungesaugter kleiner Vorraum mit den vielen Schuhen kreuz und quer war wie eine Umarmung.
Ich habe gelernt, so einzukaufen, dass es für mindestens 8 Tage reicht. Ich kann jetzt Zoom. Ich war im Garten meiner Schwester, im Haus meiner Mutter, auf einer Beerdigung, bei Konzerten und Besprechungen, war verabredet zum Weintrinken und zum Abendmahl feiern - alles, ohne meine Küche zu verlassen.
Ich koche nun jeden Tag. Erstaunlicherweise ziehe ich mich auch jeden Tag an und tusche mir die Wimpern. Außerdem besitze ich jetzt eine Maske aus Baumwollstoff. Und habe einen Lieblingsvirologen.
Ich lache jeden Tag laut über etwas. Ich höre jeden Tag jemandem zu. Ich habe jeden Tag Angst vor dem, was kommt. Und bin jeden Tag froh, wenn die Angst wieder fortgeht. Noch einmal Glück gehabt. Dann trinke ich Sekt.
Wie ich denen eine Stütze sein kann, für die alles schwerer ist als für mich - oft weiß ich es nicht.
Und ich habe auch noch nicht gelernt, wie ich den Tag beginnen kann mit etwas, was mich hell und groß macht innen und nicht dunkel und klein.
Jeden Tag frage ich mich, wohin Gott mich rufen wird. Ob ich ihn dann richtig höre.
Und jeden Tag versuche ich zu glauben, dass ich es wissen werde, wenn es soweit ist.
Bis dahin Wochenaufgabe für diese Heilige Woche:
Tag für Tag. Schritt für Schritt. Atemzug um Atemzug. Angst um Angst. Liebesmoment um Liebesmoment.
You never walk alone.