Von Zeit zu Zeit die Welt beobachten.
Sie ist sehr schnell. Oder nicht sie, sondern wir.
Meine Freund*innen (und ich auch) sind dauernd in ICEs. Oder in U-Bahnen, Bussen, auf Fahrrädern, in Autos - zwischen Büro, Kita, Kirche, Supermarkt. Zwischen Hildesheim, Stuttgart, Hamburg, Würzburg, Rot an der Rot. Von unterwegs organisieren wir Wohnungsauflösungen, checken E-Mails, füllen Formulare aus und trösten. Auch die, die fest an einem Ort sind, machen unentwegt irgendetwas. In den letzten Wochen sind drei von uns hingefallen. Sie haben sich im Fallen die Schulter verrenkt, den Fuß verknackst, den Halswirbel geprellt.
Und ich träume von Slow Motion. Schon lange. In meinen Träumen gibt es Aquarien mit Quallen, die tanzen zu einer Musik „as slow as possible“. Schildkröten, alt wie die Zeit. Bäume. Eine Gruppe Menschen balanciert Äste auf ihren Köpfen oder mit ihren Körpern, um extra langsam zu sein. So durchqueren sie die Fußgängerzone einer beliebigen Stadt. Eine Prozession der Langsamkeit. Andere bleiben stehen. Der Akkordeonspieler drosselt sein Tempo. Langsamer Walzer. Und das ist kein Traum, sondern wirklich passiert.
Wochenaufgabe also:
Gehe diese Woche eine Strecke Weg, die du sowieso gehen mußt, "As slow as possible".
Wenn nötig, balanciere dazu ein Holzstück auf deinem Kopf oder mit deinen Händen (wenn der Wind das zulässt).
Stelle dir folgende Fragen:
Wie langsam oder schnell ist Gott?
Wie langsam oder schnell ist meine Seele?
Wie langsam oder schnell ist die Stimme, die sagt: Das darf ich nicht.?