Josef war mit Maria verlobt und wollte eine Familie mit ihr gründen. Aber seine Familie wurde ganz anders als gedacht. Seine Verlobte Maria erzählte ihm, dass sie schwanger war. Und zwar nicht von ihm. Gott selbst soll der Vater gewesen sein. Josef war schockiert und verstand überhaupt nichts mehr. Er fürchtete, dass Maria sich von ihm entfremdet hatte. Und woher kam das Kind? Offensichtlich war Maria mit etwas Großem verbunden. Und es hatte überhaupt nichts mit ihm zu tun. Er war wütend, verletzt, eifersüchtig. Was sollte das alles? Er verstand es nicht.
Maria wurde ihm fremd, und Josef entwickelte Trennungsfantasien. Er wollte Maria verlassen. Denn er hielt sich für den Betrogenen und sah das Recht klar auf seiner Seite. Schließlich war Maria an ihrer Krise schuld und nicht er. Maria wiederum fühlte sich von Josef im Stich gelassen und ging ihrerseits auf Distanz. Sie wanderte über die Berge Judas und blieb drei Monate bei ihrer Verwandten Elisabeth und deren Ehemann Zacharias. Die Beziehung von Maria und Josef stand auf der Kippe. Sie lebten innerlich wie äußerlich getrennt.
Aber dann kam unverhofft die Wende. Josef wurde von einem Engel besucht. Der erklärte ihm im Traum die Situation: Das Kind, das Maria erwartete, war göttlichen Ursprungs. Josef durfte Maria nicht verlassen. Sie brauchte ihn an ihrer Seite. Gerade als schwangere Frau war sie verletzlich und hilfsbedürftig. Josef sollte an ihrer Seite für sie und das Kind einstehen. Er sollte das Kind als sein eigenes annehmen und Mutter und Kind beschützen.
Nun konnte Josef wieder konstruktiv handeln. Er hatte einen klaren Auftrag und einen Plan. Der Engel hatte ihm alles erklärt. Er hatte es verstanden und sich entschieden. Er blieb bei Maria. So wurden die beiden zu einem Paar, das füreinander eintrat. Und sie gründeten eine Familie, die ganz anders war als gedacht.
Die beiden brachen zu Fuß nach Bethlehem auf, damit sich Josef im Rahmen einer Volkszählung in die Steuerlisten seiner Heimatstadt eintragen konnte. Der Weg war weit, mühsam und gefährlich. Aber sie kamen sicher in Bethlehem an. Sie fanden allerdings keine Herberge und übernachteten schließlich in einem Stall. Dort brachte Maria ihren Sohn Jesus zur Welt.
Wer bei der Geburt dabei war: Josef, der über Maria und das Neugeborene Kind wachte. Hinzu kamen Hirten, die auf dem Feld in der Nähe des Stalls den Stern gesehen hatten und von einem Engel von der Geburt des besonderen Kindes erfuhren. Ob die Hirten verheiratet waren, allein lebten oder ob sie Kinder hatten, ist nicht überliefert. Sicher ist, dass sie ein einfaches Leben ohne Luxus und Besitz lebten. Dennoch – oder gerade deswegen – waren sie die ersten Zeugen der Geburt Jesu. Und Ochs, Esel und Schafe waren auch dabei. Diese Geburt verlief ganz anders als gedacht.
Nicht an einem Königspalast mit Prunk und Reichtum kam Jesus zur Welt. Nicht als Sohn von Herrschern oder Oberbefehlshabern wurde er geboren, sondern als Sohn einer einfachen jungen Frau aus Nazareth. Sein Stiefvater war ein Tischler aus Bethlehem. Und sein Geburtsort war kein Palast, sondern ein Stall. Kurz nach der Geburt mussten Maria, Josef und Jesus auf einem Esel nach Ägypten fliehen, da Herodes nach dem Neugeborenen suchen ließ. Er wollte das neugeborene Kind töten, weil er Angst davor hatte, dass seine Macht und Autorität in Gefahr waren.
Die "heilige" Familie waren einfache Menschen auf der Flucht. Und die Familie war anders und sie war bunt. So wünsche ich Euch und Ihnen allen einen gesegneten Heiligen Abend und friedliche Weihnachtstage! Egal in welcher Familienkonstellation, mit welcher Wahlfamilie oder mit welchen Freund:innen gefeiert wird.