"Der Geist Gottes vereint Menschen verschiedener Kulturen" - so oder so ähnlich war das zum diesjährigen Pfingstfest aus dem Mund fast aller bedeutender Kirchenmenschen zu hören. Tatsächlich ist das ja ein wesentlicher Aspekt der Pfingstgeschichte: Gottes Geist bewirkt, dass Menschen aus vielen Völkern zu einer Gemeinde werden:
Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an "einem" Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.
Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? (Apg 2,1-12)
Der Apostel Paulus wird in seinem Brief an die Galater noch deutlicher, wenn es um die Frage geht, welche Rolle soziale und kulturelle Unterschiede in der Gemeinde Jesu Christi spielen: "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus." (Gal 3,28) - und ich ergänze, wenn es um die Stellung von LGBTQs in den Kirchen geht: "und hier ist nicht Heterosexueller oder Homosexueller".
Aber wie ist das eigentlich mit den sozialen und kulturellen Unterschieden innerhalb unserer queeren Community? Gibt es überhaupt DIE queere Community - oder sind das nicht doch lauter Untergruppen? Was hat der Ledermann mit der Tunte zu tun - oder gar mit "der" Lesbe, ohne hier die lesbischen Stereotypen überhaupt näher differenzieren zu wollen (und zu können)?
Sind unsere queeren Gottesdienstgemeinden Orte, an denen diese Unterschiede überwunden werden und man wirklich gemeinsam Gottesdienst feiert? Oder dominiert hier auch eine Gruppe und ihre sozio-kulturelle Lebenssituation? Haben die hier einen Platz, die auch in der Community oft nicht kritisch angesehen werden: Transgender, Menschen mit HIV, Menschen, die mit Grundsicherung leben (müssen)?
Die Münchner Community hat vor 12 Jahren die Eurogames "gestemmt". Nur zwei Hauptamtliche hatte der Trägerverein für die Vorbereitung angestellt. Diese beiden waren vor allem für die Gesamtorganisation und die Koordination zuständig - alles andere wurde in kleinere Arbeitsbereich heruntergebrochen, die von ehrenamtlichen Teams vorbereitet wurden. Die Power-Lesbe arbeitete hier zusammen mit der Tunte, der Muskelmann mit der Kulturhusche, Transgender mit dem Ledermann. Wäre das eine kirchliche Veranstaltung gewesen, so müsste man im Rückblick eindeutig sagen: Diese Vorbereitung war voll des Heiligen Geistes! So viele Grenzen wurden eingerissen, so viel Verständigung entstand - ein wahres Pfingstwunder! Der Münchener Community hat das wahnsinnig gut getan, noch heute, zwölf Jahre später, prägt dieses einander Verstehen und Ernstnehmen das Miteinander bei vielen Veranstaltungen.