Die Frage der Woche, Folge 92: Was haben Kirche und YouTube gemeinsam?

Die Frage der Woche, Folge 92: Was haben Kirche und YouTube gemeinsam?
Wer auf YouTube Erfolg haben will, sollte sich diese sechs Hinweise von Franzi von Kempis zu Herzen nehmen. Und die haben auch was mit Kirche zu tun.

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und -Nutzer,

ich war in dieser Woche beim Kongress "Kirche im Web" (evangelisch.de ist einer der Partner) und hatte die Freude, mit Franzi von Kempis auf einem Podium zu sitzen. Sie ist Chefredakteurin des MESH Collective, ein Projekt, das mit YouTubern für Bildungsvideos im engeren und weiteren Sinne zusammenarbeit macht und damit gut erfolgreich ist - auch gegen den Trend von banalen Prank-Videos, die ansonsten auf YouTube gut laufen. Franzi von Kempis ist außerdem als "Besorgte Bürgerin" im Netz unterwegs (Facebook, YouTube, Twitter) und kann aus eigener Erfahrung berichten, wie das ist, sich mit einem Video-Publikum über kontroverse Themen auszutauschen.

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Zu "Kirche im Web" hat Franzi von Kempis sechs Punkte zur Frage mitgebracht, was Kirche von YouTube lernen kann. Interessant daran war, dass das alles Dinge sind, die ohnehin schon gut zu Kirche passen, sagt die "Besorgte Bürgerin" - und sie hat Recht. Diese sechs Punkte kann sich auch jeder zu Herzen nehmen, der in der Kirche mit (und für) Menschen arbeitet, mit Ergänzungen von mir und aus unserem Gespräch.

1. Zeig Haltung! Ohne geht das Christ-Sein ohnehin nicht. Aber ein Publikum schätzt es auch, wenn die Menschen, denen sie zuhören, für etwas stehen. (Das gilt auch für Firmen - das Umfeld, in dem sie werben, fällt auch auf sie zurück.) Das funktioniert auch mit komplexen Themen und mit dem positiven Einsatz für etwas statt mit ungebremster Negativität.

2. Sei persönlich! Haltung kann man nur zeigen, wenn man selbst dafür einsteht. Wer selbst nicht vor der Kamera stehen kann oder will, kann sich auch jemanden suchen, der das macht. Denn nicht jede*r ist telegen oder fühlt sich wohl als Protagonist*in. Aber eine Predigt kommt ja auch besser an, wenn man sie persönlich hört. Auch eine Kunstfigur kann funktionieren, seien es Ernie und Bert oder unser Volontär Valentin.

3. Es gibt ganz viel. Und ganz viel noch nicht! Es gibt immer ein Thema, von dem ganz viele Menschen noch nichts gehört haben, oder ein Format, das noch keiner auf deine Weise umgesetzt hat. Franzi von Kempis illustrierte das mit einem Video über die Verschwörungstheorie der "BRD GmbH", das schon vor zwei Jahren vom Mesh Collective unterstützt wurde. Damals war das Wissen um Reichsbürger noch Nischenwissen. Seit die auf Polizisten schießen (oder gar selber welche sind), sind diese Leute ein Thema. Wenn man selbst zum ersten Mal von etwas hört, gibt es mindestens noch Tausende andere, denen es genauso geht. Umgesetzt auf die Kirche heißt das, nicht immer wieder das Gleiche durchzuziehen. Andere Formen, andere Ideen, gibt es immer.

4. Setze Themen! Nicht alles, worüber man reden, schreiben oder Videos machen kann und sollte, muss ein Thema sein, dass schon längst in der Diskussion ist. Es kann trotzdem wichtig sein. Man sollte allerdings selbst entweder Spaß daran haben, es interessant finden oder (mindestens) von der Wichtigkeit überzeugt sein.

5. Ermächtige Andere - wir brauchen neue Vorbilder! Diese Idee sollte gerade der protestantischen Kirche am Herzen liegen: Das Priestertum aller Gläubigen funktioniert nur dann richtig gut, wenn diese Gläubigen auch Gehör finden. Social Media sind der beste Ort dafür, zu hören und gehört zu werden. Wie schwierig es in der Kirche ist, damit umzugehen, hat Hannes Leitlein jüngst übrigens in "Christ & Welt" aufgeschrieben - lesenswert! Vorbilder sind allerdings für die Kirche oft Vorbilder aus der Vergangenheit. Menschen, die heute leben und von denen man sagt: "So will ich auch sein!" gibt es nicht so viele.

6. Sei mutig - trau dich! Ausprobieren ist das Gebot der Stunde. Franzi von Kempis hat den zitierwürdigen Satz gesagt: "Das Internet ist noch nie davon kaputt gegangen, dass jemand etwas ausprobiert hat." Dem gibt es wenig hinzuzufügen - außer die Fortsetzung aus Punkt 5: Dafür braucht es Ermutigung, Raum und Ressourcen. Letzteres ist in unserer Kirche oft immer noch schwierig, wenn es um etwas anderes geht als das Gewohnte... siehe:

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Ich wünsche euch und Ihnen ein gesegnetes Wochenende!


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