Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 20: Betreuungsgeld, Teil 2

Ihre Fragen, unsere Antworten - Folge 20: Betreuungsgeld, Teil 2
Ihre Meinungen zum Betreuungsgeld!

Liebe evangelisch.de-Nutzerinnen und Nutzer,

ich war auf Reisen (und bin es noch), deswegen kommt das Blog erst heute! Vergangene Woche hatte ich um Kommentare zum Betreuungsgeld gebeten. Hier auf evangelisch.de hat sich niemand geäußert, dafür haben Sie auf der evangelisch.de-Facebookseite vielfach ihre Meinung zum Thema Betreuungsgeld hinterlassen. 194 Kommentare hat der Beitrag erzeugt, 134 davon auf unserer Facebookseite. Nun ist nicht jeder der Kommentare eine direkte Meinung zum Betreuungsgeld, aber ich habe aus dem langen Strang so gut es ging es ging erfasst, wie viele Menschen sich für und wie viele sich gegen das Betreuungsgeld geäußert haben:

Für das Betreuungsgeld: 14 Kommentatoren.

Gegen das Betreuungsgeld: 17 Kommentatoren.

Das ist zwar nicht repräsentativ, aber ziemlich ausgeglichen. Mir ist aber aufgefallen, dass die Befürworter des Betreuungsgeldes oft stärker in die Bresche sprangen als diejenigen, die das Betreuungsgeld nicht für sinnvoll halten. Woran das liegt, kann ich nur vermuten. Eine Hypothese wäre, dass Minderheiten stärker dazu tendieren, ihre Meinung bekannt zu machen als die vielbeschworene "schweigende Mehrheit", die in diesem Fall womöglich mit der Suche nach einem Kita-Platz so beschäftigt ist, dass sie nicht auch noch auf Facebook kommentieren wollen. Denn trotz des Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz ist die Kita-Suche nicht immer leicht, wie von den jungen Müttern bei uns in der Redaktion und im ganzen Medienhaus zu erfahren ist.

Argumentativ sieht es in der Pro- und Contra-Argumentation so aus: Die Befürworter des Betreuungsgeldes sagen, das Geld ermögliche Familien die Wahl, ihr Kind zuhause erziehen zu können statt es in die Kita geben zu müssen, weil die Erziehung bei den eigenen Eltern besser für Kinder ist. Die Ablehner sagen, dass es für Kinder besser ist, möglichst früh in ein soziales Umfeld mit Gleichaltrigen zu kommen - und dass es keinen Sinn ergibt, dass der Staat jemanden dafür entschädigt, dass er eine öffentliche Leistung NICHT in Anspruch nimmt.

Das sind zwei verschiedene Diskussionsebenen. Es ist sicher so, dass es viele Eltern gibt, deren Kinder auch zuhause gut lernen, denen die Neugier auf Wissen und Bildung von den Eltern mitgegeben wird oder deren Eltern das Betreuungsgeld sogar nutzen, um gemeinsam eine private Kinderkrippe oder ähnliche Betreuungsformen zu organisieren. Es ist aber keineswegs so, dass Eltern nur deshalb, weil sie Eltern sind, ihrem Kind zuhause eine optimale Umgebung ermöglichen. Die Diskussion ist also, wie der Staat dafür sorgen kann, dass möglichst vielen Kindern eine so unermesslich wichtige frühkindliche Erziehung ermöglicht wird, dass sie später im Leben, in Schule und Ausbildung, in Beruf und eigenen Beziehungen, keine Nachteile haben. Weil es Eltern gibt, die dazu nicht in der Lage sind und ihr Kind ganz dem Klischee entsprechend vom Fernseher erziehen lassen, soll diesen Eltern kein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, dem Kind die frühe, Neugier stimulierende Umgebung zu versagen.

In der UN-Kinderrechtskonvention ist ein "Recht auf Bildung" für Kinder festgeschrieben - und Bildung beginnt dort, wo Kinder die Lust zum Lernen entwickeln, nicht erst in der Grundschule. Ein Betreuungsgeld müsste also mit diesem Blickwinkel nur an die Eltern gezahlt werden, die diese Voraussetzungen schaffen, die (zumindest in der Theorie, aber meistens auch in der Praxis) in Kitas gelegt werden. Das ist aber nur sehr schwer überprüfbar.

Ein Streitpunkt liegt außerdem in der Frage, ob der Staat dafür überhaupt zuständig ist. Ich meine: ja - denn Kinder haben sonst keine Fürsprecher außer ihren Eltern. Und wenn die versagen, was hoffentlich und gottseidank nicht der Normalfall ist, haben Kinder keine Chance. Kindertagesstätten ermöglichen Müttern außerdem, schneller wieder ins Berufsleben einzusteigen, was angesichts der Lohnentwicklung für die meisten Familien auch notwendig ist. Aber, wie gesagt, hier ist der Knackpunkt: Wer dem Gemeinwesen diese Aufgabe nicht zuschreiben will, ist natürlich dafür, die Kinder von ihren Eltern betreuen zu lassen.

Die formelle Argumentationsebene ist allerdings eindeutiger. Warum sollte das Gemeinwesen (also wir alle zusammen) Menschen dafür einen Ausgleich geben, dass sie ein bestimmtes Angebot NICHT nutzen? Für Autobahnen, Opernbesuche oder Schwimmbäder gilt das ja auch nicht. "Familie ist etwas anderes", wendet mancher dagegen ein - aber dann sind wir wieder bei der inhaltlichen Frage, was dem Kindeswohl am meisten dient.

Die Politik hat sich da mehrheitlich für eine gemeinsame Betreuung als Standard positioniert, außer in Bayern, wo das Betreuungsgeld dank der voralpinen Alleingangsmentalität weiter gezahlt werden soll. Immerhin können wir nun sehen, wie sich ein Bundesland mit und viele Bundesländer ohne Betreuungsgeld entwickeln (falls Bayern überhaupt mit dem Rest der Republik vergleichbar ist, aber das ist ein anderes Thema).

Ein ganz anderes Thema ist auch die Gamescom in Köln, auf der ich am Mittwoch und Donnerstag unterwegs sein werde, unter anderem für ein evangelisch.de-Video mit einem etwas anderen Blick auf die größte Videospielmesse der Welt. Seien Sie gespannt - ich bin es auch!  

Ich wünsche euch und Ihnen noch ein gutes Restwochenende und einen fröhlichen Wochenstart! 


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Ich werde immer am Samstag an dieser Stelle ihre Fragen beantworten, so gut ich kann, und wünsche euch und Ihnen einen gesegneten Start ins Wochenende!