In Rom haben wir ein Kulturzentrum besucht, das von Migranten selbst verwaltet wird, das "Centro Baobab". Bisher haben fast 40.000 Menschen hier schon für kurze Zeit eine Bleibe gefunden, bevor sie den Weg nach Nordeuropa fortgesetzt haben. Im Centro Baobab treffen sich vor allem Etriteer. Über Mund zu Mund-Propaganda haben sie in Lampedusa von dem Zentrum Baobab erfahren. Das Kulturzentrum, in dem es auch Schlafplätze gibt, wird von Freiwilligen organisiert. Als wir die Häuser am Stadtrand besuchen, kommen immer wieder Römerinnen und Römer vorbei, die Tüten mit Lebensmitteln, Toilettenartikel oder Kleidung brachten. 500 Personen sind heute dort untergebracht. Sie bleiben ein paar Tage oder Wochen und warten darauf, dass ihnen ihre Verwandten aus den Herkunftsländern Geld für die Weiterreise zusenden.
Die Menschen sind nirgends registriert und haben auch in Italien keine Asylanträge gestellt. Auf meine Frage, wohin sie wollen heißt die Antwort oft "Germany or Sweden". Gefragt, was er dort erwarte, antwortet ein groß gewachsener Mann aus Eritrea: "Human rights" – Menschenrechte. Doch was ihn erwartet, wie das Leben in Nordeuropa ist, davon wusste er wenig.
Die italienische Jurastudentin Veronica, die als freiwillige Helferin das Zentrum unterstützt, erzählt, dass auch diejenigen, die abgeschoben wurden, nach einigen Wochen oder Monaten wieder da sind, um erneut zu versuchen, nach Nordeuropa zu gelangen. Die Aufgabe der Integration ist für ganz Europa eine große Herausforderung. Es muss so schnell wie möglich gelingen, eine von allen Staaten gemeinsam getragene Flüchtlingspolitik in Europa zu gestalten. Anders wird es nicht gehen.