Gespenstische Endkämpfe

Gespenstische Endkämpfe

Die FAZ-Stellenstreichungen. Die Netflix-Party. Netflix' Showwohnung, und welche deutschen Sendungen den Chefs gefallen. Außerdem: ARD und ZDF sollten sich auf die 1960er bis 1980er besinnen. Und die spannende Selbstzerfleischung des Spiegel lässt sich auch nicht lumpen.

Der Verlag Gruner + Jahr, der inzwischen begonnen hat, bis zu 400 Mitarbeiter loszuwerden (Altpapier vor drei Wochen), hat über Jahre geduldig daran gearbeitet, nicht mehr vorschnell mit dem ohnehin schwierigen Begriff des Qualitätsjournalismus assoziiert zu werden (auch wenn der wöchentliche Stern seine aktuellen Ressorts ja noch hat).

Insofern ist die gestern (Altpapier) bekannt gewordene News, dass die Tageszeitung FAZ "bis zu 200 Stellen" streichen will,  der heftigste Einschlag für diesen Qualitätsjournalismus in Deutschland. Wie wird darüber berichtet?

Die FAZ-Medien selbst bemühen online sowohl den Kniff, einfach die DPA-Meldung ("... setzt den Rotstift an") zu verwenden, als auch den, in G+J-Manier eine Pressemitteilung weitschweifig mit Euphemismen beginnen ("... schafft durch eine umfassende Restrukturierung die Voraussetzungen für langfristige Wirtschaftlichkeit") und ausklingen zu lassen (" ...solides Fundament für ... beispielhaften, unabhängigen Journalismus"), um die unangenehmen Details dazwischen zu schieben.

Interessanter ist, was die gedruckte FAZ über die gestern vormittag zur besten Zeit für gedruckte Zeitungen, um 11.00 Uhr, auch offiziell verkündete News schreibt. Auf der Medienseite geht's u.a. knapp um Entlassungen bei der französischen Libération ("In Verlag und Redaktion werden 93 der 250 Stellen abgeschafft", vgl. TAZ-Meldung), im Wirtschaftsressort u.a. um eine vierstellige Stellenstreichung in der Pharmabranche, in eigener Sache meldet die gedruckte FAZ ... ähm ... nichts [falls ich keine sehr kleine Notiz überblättert haben sollte]. Vielleicht vertraut sie darauf, dass kluge Köpfe sich beim Sich-Informieren längst nicht mehr auf ein einzelnes Papiermedium beschränken.

Der Kluge-Köpfe-Claim lädt natürlich zu Wortspielchen ein. "Mangel an klugen Köpfen", überschreibt die TAZ etwas enigmatisch, aber empathisch ihren Bericht, der sich vor allem auf einen Onlineartikel anderswo bezieht:

"Nach Informationen von Newsroom.de, fiel die Empfehlung von Roland Berger noch drastischer aus als die Pläne der Geschäftsführung. Roland Berger soll geraten haben, allein im Verlag 200 der 600 Beschäftigten zu entlassen."

Das genannte Portal berichtet von "gespenstischer Stille" bei der Frankfurter Mitarbeiterversammlung: "'Es gab keine Fragen, nichts', sagte ein Teilnehmer zu Newsroom.de". Weiter unten im selben Text, im Anschluss an einen allgemeinen Zitate-Cocktail, hat Bülend Ürük dann die Zeile "Nach unseren Recherchen beträgt der aktuelle operative Verlust im Hause FAZ derzeit fast eine Millionen Euro pro Monat" versteckt. Diese Recherchen sind in diesem Artikel, der erst seit 10.08 Uhr freigeschaltet ist (das ist newsroom.des Geschäftsmodell) enthalten, aber nicht ausführlicher.

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Mehr Zahlen-Material, nicht ganz neu: "2013 schloss die Zeitung mit einem Jahresfehlbetrag im hohen einstelligen Millionenbereich ab" (Tagesspiegel), "2012 betrug das Minus 4,3Millionen Euro, im vergangenen Jahr waren es 8,2 Millionen Euro" (knappe Meldung auf der SZ-Medienseite).  "Im zweiten Quartal 2014 verkaufte die FAZ 306.779 Exemplare, 8,2 Prozent weniger als im Vorjahr", mischt  Springers Welt, die die gespenstische Stille anders interpretiert:

"Dass sich danach nicht einmal der Betriebsrat öffentlich äußern will, könnte aber ein Hinweis sein, dass an der Hellerhofstraße weit Schlimmeres erwartet wurde. Dieser sei vorab informiert gewesen, so eine Sprecherin des Verlags. Geschäftsführung und Mitarbeitervertretung würden die Details der Restrukturierung nun gemeinsam ausarbeiten. Die Reaktionen aus den Redaktionen ist sogar mit 'Erleichterung' zu beschreiben. Zuvor hatten in den Fluren zahlreiche Gerüchte über konkrete Entlassungen die Runde gemacht."

Zumal die "voraussichtlich bis zu 40 Stellen", die laut FAZ-Pressemitteilung "in den nächsten drei Jahren" unter den "nahezu 400 festangestellten Redaktionsmitgliedern" wegfallen, "über natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und sozialverträgliche Regelungen" erledigt werden sollen, also ohne Entlassungen. Dass die FAZ-Redaktion, schon weil die Fluktuation nicht groß war, eine Altersstruktur aufweist, die das locker möglich macht, könnten Sie neulich in René Martens' TAZ-Artikel bzw. im Altpapier gelesen haben. Gespenstisch war die Stimmung also vielleicht nur unter den Nicht-Redakteuren.

Rasch noch das kämpferischste Zitat, das dem Chef der Journalistengewerkschaft DJV eine Menge Zitationen beschert. Michael Konken hat es rausgehauen, als wäre er auf hoher See angerufen worden oder hätte er Gruner + Jahr mit seiner etwas schiffsförmigen Zentrale vor Augen:

"Statt den Qualitätsjournalismus durch Stellenstreichungen abzubauen, müsste er noch weiter ausgebaut werden, um die Position der FAZ in der  deutschen Medienlandschaft zu stärken. 'Wer das Flaggschiff auf Schrumpfkurs navigiert, steuert auf Schiffbruch zu.' An den FAZ-Verlag appellierte Konken: 'Reißen Sie das Ruder herum!'"

An die kleine Pointe, dass der FAZ-Geschäftsführungsvorsitzende Thomas Lindner, der auf dem bei kress.de und meedia.de verwendeten Foto so schaut, als sie dieses just in der gespenstischen Stille der Mitarbeiterversammlung aufgenommen worden, ja tatsächlich von G+Js Stern an der Elbe zur FAZ gewechselt war, erinnert Steffen Grimberg in der elektronischen NDR-Zapp-Presse. Außerdem sehe es für freie FAZ-Autoren nicht gut aus: "Auch die Honorartöpfe der Ressorts werden offenbar deutlich gekürzt."

[+++] Bevor wir zu einer weiteren gespenstischen Versammlung an der Elbe schalten, wird's jetzt erst mal fröhlich (es sei denn, man findet Party-Selfies der üblichen Berliner Verdächtigen gespenstisch): Schon gehört? Netflix ist endlich in Deutschland zu haben! Beinahe jedes Ressort absolut jedes Mediums erklärt dieser Tage seiner Zielgruppe Erfolgsrezepte, Preismodelle und Angebote dieses Unternehmens. Kann Netflix das Arschloch namens Fernsehen so aufmischen wie Uber, das aus allen Nachrichtenmedien bekannte coole Startup, das "Arschloch namens Taxi"?

Was Netflix für die all die hochwertige Gratis-PR so tat, fasst Jürn Kruse in der TAZ zusammen, der die "Showwohnung" einer "typischen Netflix-Familie", die das Unternehmen "in einem Apartmenthotel in Berlin-Friedrichshain" für die Presse aufgebaut hat, beschreibt. Dort

"im ersten Stock des Hauses sitzt Reed Hastings. Er ist der Chef von Netflix. In dieser fiktiven Familie dürfte er so etwas wie der gute Onkel sein. Für ihn dürfte dieser Netflix-Starttag in Deutschland recht stressig gewesen sein: Schon früh war er beim ZDF-'Morgenmagazin', jetzt all diese  Gespräche mit Journalisten. Abends gibt es noch eine Party."

Insofern hagelt es tagesaktuell Hastings-Interviews und -Zitate. 20 Jahre gibt er dem linearen Fernsehen noch (handelsblatt.com). "Nein, er habe noch nie einen 'Tatort' gesehen" (TAZ wiederum). Aber den "Tatortreiniger" hat jemand von Netflix gesehen. Katharina Riehl hat für die SZ-Seite 2 auch noch mal gefragt, wann und was Netflix denn in Deutschland produzieren will:

"Hastings ... sagt, dass er nicht schon wieder etwas zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte sehen  möchte, er denke eher an eine Parodie oder an eine Komödie, an 'etwas Ungewöhnliches, etwas Schockierendes'. Auch das hört man nicht oft von  deutschen Fernsehredakteuren. Ganz besonders großartig, sagt einer der Netflix-Herren noch, finde man in Kalifornien übrigens die Serie 'Der  Tatortreiniger', dieses kleine feine Format mit Bjarne Mädel, der Wohnräume von Leichenresten befreit und dabei schräge Bekanntschaften macht. Netflix hat die Rechte daran gekauft - das sei eine Serie, die könne man ganz groß rausbringen, so gut sei die."

Hastings selbst haben übrigens "Good bye, Lenin" und "Fack ju Göhte" gut gefallen, und er verspricht mit verschmitztem Lächeln, "den deutschen Film ins Ausland (zu) tragen" (welt.de).

Wenn Sie mehr über die Party in der Komischen Oper Berlin wissen wollen: Einen "bestätigten Auszug aus der Gästeliste" hat in seinem Blog Roland Tichy, in diesem Monat noch Chefredakteur der Wirtschaftswoche, die selbst, nicht ohne das Geraune ("'Netflix stellt sich in Deutschland so breit auf wie noch in keinem anderen Land zuvor', verrät ein Insider, der in den vergangenen Wochen entsprechende Verträge ausgehandelt hat"), das so was erst spannend macht, einen der instruktiveren Netflix-Berichte im Angebot hat. Dort erfährt man etwa, dass das Unternehmen, das in den USA ja als Rivale der teuren Fernsehkabel-Anbieter enorm erfolgreich wurde, hierzulande im Gegenteil "im Festnetz ... exklusiv mit der Deutschen Telekom zusammenarbeiten" will: "Der Ex-Monopolist will das Videoangebot seiner Fernsehplattform Entertain ausweiten und hofft mit Netflix auf ein zusätzliches Zugpferd."

Tichy nennt im Blog die Party übrigens die "offizielle Invasionsfeier des Videostreaming-Dienstes in Deutschland", und auch diese Kriegs-Metaphorik wird gerne aufgenommen. "Ein schneller Durchmarsch wird dem Anbieter hier nicht gelingen" (horizont.net), "der Dienst wird Deutschland wohl trotzdem nicht im Sturm erobern" (FAZ-Wirtschaftressort, S. 15) usw.. Eine gelassene Analyse der Lage stellt Tagesspiegels Markus Ehrenberg an. Und was die Frage des Aufmischens betrifft, hat wiederum die Welt überdies ein Interview mit einer Kölner Medienwissenschaftlerin geführt, die noch gelassener Hoffnung äußert, dass das klassische Fernsehen sich auf die 1960er bis (frühen) 1980er besinnt:

"Das Problem ist, dass der deutsche Zuschauer bei ARD und ZDF nicht mehr an Experimente gewöhnt ist. Das war ja früher komplett anders mit den Fernsehspielen, die in den Sechziger-, Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre gezeigt worden sind. Da gab es hochbrisante Fernsehereignisse wie 'Das Millionenspiel' mit Dieter Hallervorden oder die Satireserie 'Kir Royal' von Helmut Dietl. Damals hat man sich etwas getraut. Dieser Mut fehlt heute. Problem ist auch, dass in Innovationen nicht genug Geld investiert wird. Genau das wäre aber meine Forderung an ein beitragsfinanziertes Fernsehen."

[+++] Schnitt. Zusammenhänge: sowohl Kriegsmetaphorik als auch Gespenstischkeit.

"Die Sitzung war kurz, die Stimmung 'gespenstisch', berichtet ein Teilnehmer der 'Lage' am Dienstag", berichtet David Denk bei  sueddeutsche.de und kürzer auf der SZ-Medienseite. Da geht es wieder um den Spiegel und seine spannende Selbstzerfleischung, "intern ist von Büchners 'Kalifat' die Rede." Ja, "der Ton in der andauernden Spiegel-Krise wird immer schärfer. Wie Turi2 berichtet, spricht man in der Print-Redaktion von einem 'Endkampf'", berichtet meedia.de. Wenn Sie klicken, dann am besten zu den tagesaktuellen Originalinvestigatoren von turi2.de ("Die Printredaktion steht geschlossen hinter ihnen" - Wolfgang Büchners jetzt "ärgsten Gegnern, Wirtschafts-Chef Armin Mahler und Kultur-Leiter Lothar Gorris" - "erzählt ein Insider"). Wobei ein flammender Appell von meedia.des Stefan Winterbauer auch Beachtung verdient: "Weiter dabei zuzusehen, wie sich die Redaktion von Deutschlands wichtigstem Nachrichtenmagazin öffentlich zerfleischt, kann Niemandes Interesse sein."

Vorschlag: Vielleicht hülfe es, zwar weiterhin einmal werktäglich die SPON-Startseite hinunterscrollen, um zu sehen, was den Mainstream antreibt, und ab und zu im Zeitschriftenhandel zu schauen, ob noch neue gedruckte Spiegel erscheinen, aber alles, was Spiegel-"Insider" so äußern, circa einen Monat lang zu ignorieren.


Altpapierkorb

+++ Das sog. Recht auf Vergessenwerden muss nicht gegen Journalisten verwendet werden, sondern kann auch von ihnen verwendet werden (gegen andere): offenbar zumindest von einem heutigen Bild am Sonntag-Redakteur gegen bildblog.de, das darüber unter der großen Überschrift "Die verlorene Ehre des Alexander Blum" berichtet. +++

+++ Das Handelsblatt wie gestern schon wieder mit einer exklusiven Stellenstreichung, heute geht's allerdings nur um eine Stelle (und ProSiebenSat.1-Personalvorständin Heidi Stopper ist mit einem 4,6-Millionen-Euro-Bonus auch gut gerüstet für ihren Neustart als "Coachin und Personalberaterin"). +++

+++ "Stern-MitarbeiterInnen ..., das sind die seit 120 Jahren fest angestellten Kolleginnen und Kollegen mit Hammergehalt und nix Ahnung  von Kampf. Das war die Spezies 'Sorgenfrei' mit Polster unterm Popo" (TAZ-Kriegsreporterin Silke Burmester, die heute außerdem ein "Kriegsreporterinnenpäuschen" bis 2015 ankündigt). +++ Zur Auflockerung: auf Twitter ein Partyfoto mit dem alten, neuen Stern-Chef Andreas Petzold). +++

+++ Heute in der gedruckten FAZ gleich zwei Randspalten-Artikel mit weitem Horizont von Stefan Schulz: "Noch vierzig Millionen Mitglieder mehr, und Facebook ist größer als China", heißt's in dem einen, eher glossigen, in dem es auch um akuelle Äußerungen des Bundesjustizministers Heiko Maas zu Googles Such-Algorithmus geht. +++ Und: "Die multimediale Vernetzung ist vielerorts an Grenzen gekommen. Das Aufziehen neuer Barrieren zwischen Anbietern und ihrem Publikum hat mit der Einschränkung der freien Rede nichts zu tun, bei Youtube nicht, bei 'Big Brother' nicht. Warum sollte es im Journalismus so sein? Tatsächlich ist es so: Die Barriere bietet dem legitimen Anliegen neue Chancen, sich durchzusetzen. Beispielsweise allein dadurch, dass es künftig wieder adressiert statt achtlos hingeschmiert wird", heißt's dann auf S. 13. Da geht es um die die 16. "Big Brother"-Staffel  in den USA und die neuen Regelungen der Süddeutschen für Online-Kommentare. +++

+++ Bei faz.net: "Die Sendung grenzte an Desinformation" (Altpapier-Autor Frank Lübberding über die jüngste Maischberger-Show). +++

+++ Hauptthema der SZ-Medienseite: das "Dvo?ák-Experiment" (schulkonzert.ard.de), mit dem die ARD-Kulturwellen, "Kinder zu begeistern" versuchen. Stefan Fischer schreibt: "Damit kommt die ARD ihrem Bildungsauftrag geradezu exemplarisch nach. Und versucht zugleich, einer Zwickmühle zu entkommen: Die klassische Musik ist ein Kern des öffentlich-rechtlichen Radios, dessen Erhalt teuer ist. Und für den das Publikum immer kleiner und immer älter wird. Der WDR hat es mit Popularisierung versucht und für seine Programmreform bei WDR3 herbe Kritik einstecken müssen. Der BR wird seinem Klassikprogramm in vier Jahren die UKW-Frequenz wegnehmen und setzt stattdessen auf die Präsentation durch eine digitale Verbreitung, riskiert damit aus Sicht der Kritiker aber eine weitere Marginalisierung. Der SWR wird seine beiden Orchester zwangsfusionieren. Und auch das Deutschlandradio hat seinen Anteil an der Finanzierung des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin und des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gesenkt."+++

+++ Meanwhile im ZDF-Fernsehrat: Am Freitag muss über "Transparenz, also etwa um die Frage, ob der Rat künftig öffentlich tagt, mit Ausnahmen nur bei Personalfragen oder auf Mehrheitsbeschluss" abgestimmt werden. (auch SZ). +++

+++ Viel Lob für den heutigen ARD-Fernsehfilm "Monsoon Baby": "Es gibt in diesem Film keine sinnfreien Unterhaltungen, nur, um ein paar Fakten über die Problematik unterzubringen. Man bekommt trotzdem mit, was  man wissen muss ... Alles wird gesagt, indem es eben nicht gesagt wird" (Karin Steinberger, SZ). +++ "Zur Qualität des Films gehört aber nicht zuletzt auch der Verzicht darauf, die Probleme stets beim Namen zu nennen" (Tilmann P. Gangloff hier nebenan). +++ "Das Drehbuch schrieb [Andreas ] Kleinert gemeinsam mit dem Journalisten Florian Hanig; er ist mit einer Inderin verheiratet, stieß im Rahmen einer 'Geo'-Reportage auf eine indische Fruchtbarkeitsklinik und erzählte bald darauf die Geschichte eines deutschen Paares mit südafrikanischer Leihmutter. ... Die Kamera, führt Andreas Höfer, eine Handkamera zumeist. Von den indischen Drehorten hat er Bilder mitgebracht, die  man im deutschen Fernsehen in dieser abwechslungsreichen Fülle und beiläufigen Ästhetik selten erlebt" (Matthias Hannemann, FAZ). +++

+++ Da war ja also doch noch was mit sog. Qualitätsjournalismus bei Gruner + Jahr. Gleich noch mal Geo: "... Also holte ich mir einen Stapel Geo und Stern, um mir anzusehen, wie Reportagen aufgebaut sind. Bald darauf lief meine erste große Geschichte in  der Zeit", erzählt Michael Obert, Journalist und Filmemacher, im TAZ-Interview zu seinem ersten Kinofilm. Spätere Frage: "Im Juli erschien in Geo Ihre Reportage über Boko Haram - kurz nachdem die islamistische Terrorsekte in Nordnigeria 270 Mädchen entführt hatte. Wie war das möglich?" Obert: "Als die Mädchen entführt wurden, lag die Geschichte schon fix und fertig in der Redaktion. Ich hatte zwei Jahre lang recherchiert ..." Denn golden ist die Lage der Auslandsreporter natürlich auch nicht. Obert außerdem: "Auslandsressorts sehen sich aus wirtschaftlichen Gründen zunehmend gezwungen, eine Art medialen Kannibalismus zu betreiben, also schon im Stadium der Themenfindung auf Geschichten aus zweiter, dritter, vierter Hand zurückzugreifen. Mit jedem neuen Aufguss verflacht das Thema weiter, und die  Distanz zu den Verhältnissen vor Ort wächst." +++

Neues Altpapier gibt's wieder am Donnerstag.