Verleger sind auch nur Piraten

Verleger sind auch nur Piraten

Die Perspektiven des TV-Sportjournalismus sind wenig verheißungsvoll, und die Perspektiven der Inhalteanbieter Gruner + Jahr und Bauer Media Group sind unterschiedlich gut. Außerdem: Gehen Investigativjournalisten allzu sorglos mit ihren eigenen Daten um? Nicht zuletzt: Zahlreiche Nachrufe auf den Tony-Soprano-Darsteller James Gandolfini.

Im August wird das „Aktuelle Sportstudio“ 50 Jahre alt, und das ist trotz der Tatsache, dass Fernsehsender dazu neigen, viel Gewese um Jubiläen zu machen, erwähnenswert, schließlich gibt es kaum Sendungen, die seit einem halben Jahrhundert laufen. Die Feierstimmung dürfte allerdings dadurch etwas getrübt werden, dass Michael Steinbrecher, eines der Gesichter des samstäglichen Spätabend-Formats, dem FAZ-Sportredakteur Michael Horeni in einem Interview erzählt, er werde die - wie die Zeitung es formuliert - „einstige Vorzeigesendung“ des ZDF ab Ende August nicht mehr moderieren.

Wenn ein Journalistik-Professor eine Sendung nicht mehr präsentieren mag, liegt es natürlich nahe zu fragen, ob das journalistische Gründe hat, und das tut Horeni auch. Kritik am „Sportstudio“ äußert Steinbrecher eher zwischen den Zeilen, aber eine diesbezügliche Deutlichkeit ist auch gar nicht erforderlich, denn in den letzten Jahren sind zahlreiche „Sportstudio“-Verrisse erschienen, zuletzt von Detlef Esslinger in der SZ (siehe Altpapier). Interessanter ist, was Steinbrecher über die Strukturen des TV-Sportjournalismus sagt:

„Die Frage, ob der Sportjournalismus zu gefällig ist, ist sicher berechtigt (...) Wenn wir über Gefälligkeit reden, muss man aber auch über Strukturen sprechen, die ich für bedenklich halte. Es gibt ja schon DFB-TV – und auch die Klubs haben diese Plattform. Es droht die große Gefahr, dass diese Anbieter auch Interviews in Konfliktsituationen drehen und dann allen Sendern zur Verfügung stellen. Nachfragen sind dann nicht mehr möglich. Das wäre das Ende. Es ist noch nicht in allen Bereichen Praxis, bei der EM und WM hat man noch die Möglichkeiten, nachzufragen. Aber die Tendenz ist da.“

Das hat damit zu tun, dass sich Sportorganisationen im Internet selbst als Akteur positioniert haben - und nicht mehr nur Gegenstand der Berichterstattung sein wollen. Es geht einerseits um Kommunikationskontrolle, andererseits darum, mit Web-TV Geld zu verdienen. Da sind Journalisten nur ein Störfaktor. Steinbrecher sagt:

„Der Wunsch nach Gefälligkeit geht nicht von den Journalisten aus, sondern von einem System, das PR-Journalismus erwartet. Da dürfen wir nicht mitmachen.“

Es ist halt alles nicht mehr so wie 1989: In jenem Jahr gab es eine „Sportstudio“-Sendung mit dieser legendären Diskussionsrunde, die  Steinbrecher erwähnt:

„Solche kontroversen Sendungen wie mit Heynckes, Hoeneß, Daum und Lattek würden wir heute sehr gern machen. Wir laden auch regelmäßig, wenn es Konfrontationen gibt, beide Parteien ein. Aber die Vereine lassen sich auf solche Konfrontationen nicht mehr ein.“

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[+++] Das heute dominierende Medienthema, das in der Regel allerdings nicht auf den Medienseiten oder in den entsprechenden Online-Ressorts zu finden ist: der Tod des „Sopranos“-Darstellers James Gandolfini. Zumindest am Rande um dem „Sportstudio“-Sender ZDF geht es im Nachruf der Berliner Zeitung. Sie erinnert noch einmal an den nicht unbarbarischen Umgang der Mainzer mit dem „immer noch einflussreichsten Kunstwerk des 21. Jahrhunderts“ (Constantin Seibt):

„Hierzulande sind die 1999 bis 2007 bei dem Pay-TV-Sender HBO ausgestrahlten ‚Sopranos‘ nie richtig angekommen; das ZDF hatte die Serie lustlos im Nachtprogramm versenkt.“

Zu den Medien, die Gandolfini im Medienressort würdigen, gehört die FAZ. Claudius Seidl schreibt:

„Wer die ‚Sopranos‘ gesehen hat, weiß mehr von Tony Soprano, als irgendein Balzac-Leser je über Lucien de Rubempré wird wissen können.“

In der SZ ist das Thema Aufmacher im Feuilleton (Seite 11). Andrian Kreye meint, Tony Soprano sei „das perfekte Gegenbild“ zu George W. Bush gewesen. Im taz-Kulturteil schreibt Cristina Nord, es sei „ein Coup“ des Serienerfinders David Chase gewesen,

„mit der Figur der Dr. Melfi eine Stellvertreterin für das Publikum zu schaffen. So gebannt und angewidert, so abgestoßen und fasziniert die Analytikerin Tony Soprano zuhört, so tut man das auch, wenn man vor dem Fernseher sitzt. Und so wie sie irgendwann auf Tony Soprano angewiesen ist, so ergeht es auch dem Publikum, das sich vom Tun und Lassen des Mobsters unterhalten lässt. Ob man auch darin Dr. Melfi gleicht, dass sie durch ihre therapeutische Arbeit das kriminelle System des Tony Soprano am Laufen hält, ist dann noch einmal eine andere Frage, die aufzuwerfen zur Smartness der Serie gehört.“

Weitere Würdigungen sind unter anderem zu finden in der Baltimore Sun („He re-invented the anti-hero in American TV“), bei rollingstone.de („Eine Shakespearesche Gestalt, er verkörperte die größte und subtilste Fernsehfigur aller Zeiten“) und im New Yorker. Dass Gandolfini „zwei Dokumentationen über die Folgen des Krieges für die Psyche von Soldaten produzierte“, erwähnt Spiegel Online. Der Cargo-Blog verabschiedet Gandolfini mit der Schlusssequenz und dem Abspann einer Folge, die von einer Coverversion des Kinks-Stücks „I‘m not like everybody else“ bestimmt sind.

[+++] Mal was euphorisch Klingendes lesen?

„Wir werden weiter in Print investieren, wir machen deutlich Gewinn damit. Was denn sonst? Wir haben gerade den größten australischen Zeitschriftenverlag gekauft (...) Ich denke, dass wir (2013) einen Umsatz von 2,4 Milliarden übertreffen werden, und zwar mit unserem Kerngeschäft Zeitschriften. Das Jahr ist bisher richtig gut für uns gelaufen, wir haben in Deutschland im Vertriebsumsatz wie im Anzeigenumsatz ein Plus - was branchenweit teils anders aussieht.“

Andreas Schoo, Geschäftsleiter der in Hamburg ansässigen Bauer Media Group, hat dies gesagt. Nachzulesen ist es im Aufmacher der SZ-Medienseite. Dass es 2013 nicht so richtig gut gelaufen ist es für die bisherigen Layouter und Bildredakteure von Bauers Fernsehwoche, deren Aufgaben vor kurzem Mitarbeiter eines aushäusigen Dienstleisters übernommen haben, kommt in dem von Claudia Fromme geführten Interview nicht zur Sprache. Andere wenige ruhmreiche Aspekte des Bauerschen Wirkens allerdings schon, etwa die von Schoo und Konsorten vertretene Haltung zur Zukunft des Grosso-System. In diesem Zusammenhang sagt Schoo ausnahmsweise mal etwas nicht völlig Falsches:

„Es gibt nur einen, der einen Vorteil davon hat: die Bild-Zeitung.“

Das ist eine Vereinfachung, aber es trifft zu, dass das von allen Verlagen nach dem Solidarprinzip finanzierte Vertriebssystem nicht zuletzt deshalb so kostspielig ist, weil das Boulevardblatt darauf drängt, in jeder Dorfbäckerei am Ende der Welt erhältlich zu sein.

[+++] Einem anderen Hamburger Verlag geht es nicht so gut. Bei Gruner + Jahr steht mittelfristig ein Stellenabbau bevor, darüber berichten diverse G+J-Experten im Zusammenhang mit einer Verlagsversammlung am Mittwoch. Wie viele Jobs wegfallen, ist aber unklar. Katharina Riehl nimmt auf der SZ-Medienseite Bezug auf die im Handelsblatt erwähnte Zahl 200. Diese sei „auf der Mitgliederversammlung offenbar nicht“ gefallen. Aber:

„Vollkommen abwegig dürfte die Zahl nicht sein. Allein mit Kollegen, die in den kommenden drei bis fünf Jahren in Rente gehen, würden bei Gruner+Jahr Deutschland etwa 100 Mitarbeiter wegfallen.“

Andere Zahlen stehen bei Roland Pimpl (horizont.de):

„In den plausibelsten Szenarien ist die Rede von 300 bis 400 Stellen, sukzessive in den kommenden drei bis fünf Jahren. Ob das allein mit Fluktuation, Vorruhestandsregelung und ähnlichen Methoden zu schaffen ist oder ob G+J kündigen muss, ist unklar.“

Die Hintergründe beschreibt Gregory Lipinski, einer der ganz großen Wortschmiede des Medienbranchendienstleistungsgewerbes, für wuv.de. Julia Jäkel, die Vorstandschefin, und Stephan Schäfer, der „Produktvorstand“ (was für ein charmanter Begriff!), planten,

„bei den ausgerufenen Communities of Interest (CoI), so genannten Segment-Clustern, einen organisatorischen Umbau. Dazu gehören die vier Bereiche Family, Food, Living sowie Beauty & Fashion. Künftig betrachtet Schäfer die Print-, Online- und die geplanten E-Commerce-Aktivitäten der CoIs unter Vermarktungsgesichtspunkten als Einheit. Nach diesem Modell will er diese Bereichs-Cluster ausrichten.“

Mit anderen Worten: Die Hölle ist nichts dagegen. Wobei Lipinski nix dafür kann, dass bei G+J ein paar Geistesriesen auf die Idee gekommen sind, dem Verlag könne es irgendwie helfen, sich mit wirtschaftschirurgischem Jargon à la „Communities of Interest“ oder „Segment-Cluster“ in Szene zu setzen.

Diesen Communities, erläutert Kai-Hinrich Renner im Hamburger Abendblatt,

„sollen dann außer den redaktionellen Erzeugnissen des Hauses auch andere Produkte verkauft werden. Kochinteressierte könnten via G+J beispielsweise Bratpfannen, Schöner-Wohnen-Leser Wandfarbe erwerben.“

Renner, der Schäfer nicht „Produktvorstand“ nennt, sondern „Produktevorstand“, erwähnt auch, dass dieser auf der Versammlung über „die neue Digitalstrategie des Hauses“ redete - und dabei

„in Aussicht (stellte), dass redaktionelle Portale ohne Gewinnperspektive zu reinen Vermarktungsplattformen herabgestuft werden“.

Für die Online-Ableger jener „Produkte“, die für G+J-Verhältnisse relativ viel mit Journalismus zu tun haben, verheißt das wenig Gutes. Nicht zuletzt weist Renner darauf hin, dass der Stern sowie die

„Blätter mit den Themen Wissen und Reise bisher zu keiner ‚Community of Interest‘ (gehören). Wo sie in der neuen Unternehmensstruktur verortet werden sollen, ist unklar.“

[+++] Die SPD, in mancherlei Hinsicht so eine Art Gruner + Jahr unter den Parteien, macht bekanntlich auch was mit Medien, und dafür hält sie sich die Holding ddvg. Über deren Bilanzpressekonferenz berichtet Meedia:

„In diesem Jahr schüttet die ddvg aus dem Bilanzgewinn von 2011 zwei Millionen Euro an ihren Gesellschafter und im kommenden Jahr 1,8 Million Euro aus. Nach Steuern kommen bei der SPD davon immer noch 1,7 bzw. 1,5 Millionen Euro an.“

Das ist doch einmal eine hübsche Nachricht für die SPD, die sich dieser Tage über nicht allzu viele hübsche Nachrichten freuen kann. Weniger Erfreuliches kam bei der Pressekonferenz auch zur Sprache, zum Beispiel diese von dwdl.de reportierten Randdetails:

„Als verlustreich erwies sich (...) das Engagement bei einer Offset-Druckerei in Bayreuth und das Tourismusgeschäft. Unter der Marke Ambiente hatte die ddvg-Tochter FFR 2012 zwar erfolgreich Kreuzfahrten vermarktet, dann stellte die Partner-Reederei jedoch den Schiffsbetrieb ein.“

Kreuzfahrten? Nun ist es ja keineswegs ungewöhnlich, dass Medien was mit Kreuzfahrten machen (siehe auch das Altpapier über den Queen-Mary-Reisebegleiter Josef Joffe). Die Frage, ob die Medienholding einer Partei sich auf diesem Geschäftsfeld versuchen musste, kann man aber schon mal stellen.

Der Tagesspiegel zitiert ddvg-Geschäftsführer Jens Berendsen. Dieser

„betonte, die Holding werde trotz des schwierigen Umfelds an ihren Zeitungsbeteiligungen festhalten – jedoch stellte er das Engagement unter einen Vorbehalt, der aus SPD-Richtung kommend gerade im Wahljahr überrascht: Sollen die Verlage profitabel bleiben, müsse auch über die Personalkosten gesprochen werden. Es sei ihm völlig unverständlich, wie etwa der Deutsche Journalisten-Verband sechs Prozent Gehaltserhöhung fordern könne.“

Ist diese Äußerung tatsächlich überraschend? Jein. Im bereits zitierten Meedia-Artikel heißt es dazu jedenfalls:

„Eine scheinbar überraschende Sichtweise für ein Unternehmen, das zur SPD gehört, die mit dem Versprechen sozialer Gerechtigkeit in die Bundestagswahl zieht.“

Warum die Sichtweise nur „scheinbar“ überrascht, erschließt sich aus dem Artikel allerdings nicht. Ein Beitrag, der die auch nicht fern liegende These vertritt, dass diese Haltung zu künftigen Redakteursgehältern weder „überraschend“ noch „scheinbar überraschend“ ist, sondern erwartbar, ist nicht zu finden.

[+++] Tendenziell ärmer dran als festangestellte Journalisten, denen die Verlage - ob sie nun mit der SPD was zu tun haben oder nicht - ans Portemonnaie wollen, sind bekanntlich die Journalisten ohne Festanstellung. Im Freienblog der vom Sozi Berendsen gerade gedissten Journalistengewerkschaft DJV geißelt Michael Hirschler die Positionen nicht namentlich genannter Verlagsjuristen zum Thema Nutzungsrechte. Was wäre, wenn Verleger, die Hotelräume für eine Tagung mieten wollen, mit Hotelbesitzern so umsprängen wie mit freien Journalisten, die ihre Nutzungsrechte reklamieren, fragt der DJV-Mann. Eine These, die für ein bisschen Wirbel sorgen könnte, steht in dem Text auch drin:

„Am Ende erinnert die Argumentation der Verlagsvertreter oft nur an die der Piratenpartei: Nutzungsrechte braucht kein Mensch mehr, Flatrate oder gar nichts zahlen. Offizielle Gegner im Meinungskampf, sind sie doch Brüder im Geiste.“

[+++] So gesehen, könnten bei der am Donnerstag in Frankfurt zuende gegangenen Kongress „Zeitung digital 2013“, bei dem es unter anderem um Journalismusfinanzierungsmodelle ging, allerlei Piratenpartei-Sympathisanten zugegen gewesen sein. Die FAZ bringt in einem Bericht über die Veranstaltung das nicht zu unterschätzende Propaganda-Kunststück fertig, dort ihr rituelles Öffentlich-Rechtlichen-Bashing unterzubringen:

„Vorbild (....) für sämtliche verschiedenen Modelle sind die Medien in Amerika. Dabei ist der deutsche Markt eigentlich unvergleichbar und für die Zeitungen und Zeitschriften härter als anderswo, weil auch die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF umfangreiche Nachrichtenseiten im Netz unterhalten. Bezahlen müssen die Leser dort durch den neuen Rundfunkbeitrag, ob sie wollen oder nicht. Doch bleibt der Klick auf tagesschau.de und heute.de weiterhin scheinbar ‚gratis‘, ganz gleich, mit welchen Modellen die Verlage versuchen, ihre Redaktionen zu finanzieren.“

Die These, der deutsche Zeitungsmarkt sei „härter“ als der US-amerikanische (und Schuld daran hätten ARD und ZDF), ist außergewöhnlich steil. Eine steile, wenngleich weniger steile These hat im Zusammenhang mit dem Kongress auch der Verlegerverband BDZV parat.

Der Start der deutschen Huffington Post, über den bei „Zeitung digital 2013“ auch geredet wurde, sei „vergleichbar“ mit dem einer Gratiszeitung, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation.


ALTPAPIERKORB

+++ Noch ein Medienkongress: der (oder muss es heißen: das?) Global Editors Network News Summit in Paris. Es ging unter anderem um das beliebte Medienkongressthema Drohnenjournalismus (siehe Altpapier). Näheres bei journalism.co.uk und Storify.

+++ Juliana Goschler nimmt bei Carta die aktuelle Spiegel-Titelgeschichte zur „Rechtschreibkatastrophe“ auseinander. Die sei ein „Rundumschlag gegen alles als reformpädagogisch Gebrandmarkte“ und geprägt vom „Glaube an die gute alte Zeit“.

+++ Ebenfalls bei Carta: Jürgen Drommert hat bei Journalisten, die für die Investigativteams renommierter Medien arbeiten, eine „Unbekümmertheit mit reisenden und ruhenden Daten“ beobachtet. Sie seien „ohne Festplattenverschlüsselung unterwegs“, ihre Daten „triefen aus der Cloud, wie Regen aus einer Gewitterwolke“. Drommert wundert sich über diese „Sorglosigkeit“.

+++ Weiteres zum Thema Datensicherheit und Datenspionage: Capital berichtet über eine Firma, die „Personenprofile zu Religion und ethnischer Herkunft“ verkauft.

+++ Neues in Sachen #Neuland (siehe Altpapier von Donnerstag): Jörg Wellbrock (Spiegelfechter) hält es für einen grundsätzlichen Fehler, sich über Angela Merkel lustig zu machen. Sie „macht nichts zufällig. Ihr Verhalten ist genau kalkuliert und auf mögliche Reaktionen abgestimmt“. Ingrid Müller (Tagesspiegel) attestiert Merkel dagegen „grenzenlose Naivität“.

+++ In der Funkkorrespondenz würdigt Karl-Otto Saur das 1961 beginnende tv-kritische Schaffen des am 9. Juni verstrobenen Walter Jens alias Momos für die Zeit: „Der Mann, der das Fernsehen und den Fußball liebte (und sie manchmal auch genial zusammenbrachte), war ein wohltuender Fremdkörper in dem Blatt, das schon damals das Fernsehen unter seiner Würde fand (...) Dabei war Momos mindestens genauso häufig der normale Fernsehzuschauer wie der kluge Analytiker. Er konnte sich hinreißen lassen, aus dem Bauch zu schreiben, und herrlich ungerecht sein – im Loben wie im Tadeln. (...) Wir sollten (...) öfter nachlesen, was Walter Jens (...) bis in die späten 1980er Jahre als Momos geschrieben hat. Wir können heute noch alle davon lernen.“ Hervorhebenswert ist der Satz mit der Formulierung „schon damals unter aller Würde“. Ebenfalls in der Funkkorrespondenz hat Rupert Neudeck vor zwei Wochen darauf hingewiesen, dass der Zeit regelmäßige TV-Kritiken wie zu Momos‘ Zeiten besser zu Gesicht stünden als mit viel Tamtam präsentierte, aber letztlich substanzarme Schwerpunkte (der Text ist derzeit nicht frei steht mittlerweile wieder frei online). Dass das Wochenblatt meint, die Fernsehkritik vernachlässigen zu können, war im Altpapier schon oft Thema, das kann man in diesem Zusammenhang auch noch einmal erwähnen.

+++ „Der Streit über die Zukunft des Staatssenders ERT hat die griechische Regierung in eine schwere Krise gestürzt. Auch das dritte Spitzentreffen der Koalition in Athen ging am Donnerstagabend ohne Einigung zu Ende.“ Darüber berichtet das Neue Deutschland mit Hilfe mehrerer Nachrichtenagenturen.

+++ Zu einem in der Schweiz sehr heiß gekochten und auch im Altpapier angerissenen Fall - die Kampagne der Weltwoche gegen den Tages-Anzeiger-Chefredakteur Res Strehle - hat sich jetzt der Schweizer Presserat geäußert. Die Wochenzeitung sei „zu weit“ gegangen. Der Tages-Anzeiger berichtet in eigener Sache ausführlich.

[+++] Anregungen für Strand- und Freibadlektüre: Eurozine liefert einen Überblick über die aktuellen Ausgaben verschiedener europäischer Politik- und Kulturzeitschriften.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag.